Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 123
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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kehren." Hier waren von einer Frauenhand mit besserer Schrift die Worte
hinzugefügt: „Sie werden!" Am Ende des Briefes, der das neueste Datum trug,
hatte dieselbe Handschrift folgende Worte geschrieben: „Starb zur See den
4. Juni, denselben Tag wie —'"

Ich legte die Briefe weg und sann über ihren Inhalt nach. Da ich jedoch
fürchtete, die Gedanken, denen ich mich hingab, möchten meine Festigkeit erschüttern
, so beschloß ich, meinen Geist in einem völlig passiven Zustand zu
erhalten, um allem, was die hereinbrechende Nacht auch Wundersames bringen
sollte, Trotz zu bieten. Ich raffte mich auf, legte die Briefe auf den Tisch,
starrte ins Kaminfeuer, welches noch hell und lustig brannte, und schlug meinen
Macaulay auf. Bis ungefähr um V2I2 Uhr las ich ziemlich ruhig. Dann
warf ich mich mit den Kleidern auf mein Bett, sagte meinem Diener, er solle sich
in sein Zimmer zurückziehen, sollte sich jedoch wach erhalten. Die Tür zwischen
den beiden Zimmern bat ich ihn offen zu lassen. Auf dem Tisch am Kopfende
meines Bettes ließ ich zwei Lichter brennen, meine Uhr legte ich neben die
Waffen und mit Ruhe nahm ich wieder meinen Macaulay zur Hand. Mir gegenüber
flackerte hell das Feuer und auf dem Teppich vor dem Kamin lag der Hund,
dem Anscheine nach eingeschlafen.

Nach ungefähr zwanzig Minuten fühlte ich eine eisigkalte Luft wie einen
Durchzug an mir vorbeistreifen. Ich glaubte, die Tür zu meiner Rechten, welche
mit dem Vorplatz in Verbindung stand, müsse sich geöffnet haben, aber nein —
sie war geschlossen. Mein Blick wendete sich nun zur Linken und ich sah die
Flamme der Kerzen wie durch einen Wind erzittern. In dem gleichen Moment
glitt die Taschenuhr, die neben meinem Revolver lag, sanft vom Tische — sanft,
sanft — keine Hand war sichtbar — sie war fort. Ich sprang auf, ergriff den
Revolver mit einer Hand, den Dolch mit der andern; ich war nicht willens, daß
meine Waffen das Schicksal der Uhr teilen sollten. So bewaffnet sah ich mich
ringg auf dem Fußboden um, aber meine Uhr 4war nirgends zu entdecken. Jetzt
vernahm ich am Kopfende des Bettes drei abgemessene, bestimmte Schläge. Mein
Diener rief mir: „Sind Sie es, Herr?"

„Nein! sei auf deiner Hut!"

Der Hund erwachte jetzt, setzte sich auf die Hinterbeine und bewegte
seine Ohren rasch hin und her. Seine Augen hielt er mit einem so eigentümlichen
Blick auf mich gerichtet, daß ich meine Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierte
. Langsam erhob er sich, alle seine Haare sträubten sich, er stand ganz
starr und mit demselben wilden Blick. Jedoch hatte ich keine Zeit, den Hund
weiter zu beobachten, denn plötzlich stürzte mein Diener aus seinem Zimmer,
und wenn ich je Entsetzen in einem menschlichen Antlitz sah, so war es in dem
seinigen. Wenn er mir auf der Straße begegnet wäre, hätte ich ihn nicht erkannt
, so entstellt war jeder seiner Gesichtszüge. Er eilte schnell an mir vorbei
und flüsterte kaum hörbar: „Fliehen Sie, fliehen Sie! es ist hinter mir!" Er
erreichte die Tür, stieß sie auf und stürzte hinaus. Ich folgte ihm unwillkürlich
auf den Vorplatz und befahl ihm zu bleiben. Aber ohne auf mich zu achten,


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