Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 194
(PDF, 112 MB)
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Empfindungen, Gefühle, das Wollen und die Willenstätigkeit. Bei dieser Darstellung
zeigte es sich, daß selbst ziemlich einfache Begriffe in einem Netze
von miteinander verbundenen Zellen zustande kommen, da deren Entstehung
im Bewußtsein an die Aufnahme und Fortleitung von Sinnesreizen von verschiedenen
Sinnesnerven und Teilen derselben gebunden ist und diese Reize
an verschiedenen Stellen des Seelenorgans, der Gehirnrinde, lokalisiert werden.
Auf Grundlage dieser Erkenntnis konnte ich zum Beispiel eine bedeutsame
kulturhistorische „Rettung", nämlich die von Galt, vornehmen, dieses vielleicht
bedeutsamsten Meisters der Wiener medizinischen Schule, der auf einem geradezu
Shakespearischen Niveau steht. Er hatte sehr verwickelte Seelenvorgänge auf
kleine Territorien lokalisiert, während weite Flächenteile in Frage kommen.
Und darauf beruht ein Teil seiner Irrtümer. Indem ich die Fehler kritisch
beleuchtete, konnte ich seine großartigen Leistungen in der Anatomie, Physiologie
und Psychologie des normalen und abnormalen Menschen zur Geltung
bringen zu einer Zeit, in der er in Deutschland und besonders in Wien mißachtet
wurde. Durch die Beschäftigung mit Hypnose und Suggestion *) wurde
ich mit der Frage besonderer Veranlagungen und der Sensitivität vertraut, um
so mehr, seit ich daran ging, die epochale Emanationslehre von Reichenbach
zur Geltung zu bringen und diese zu fundieren und auszubauen.

Ich hielt es lange für undenkbar, daß seelische Netzerregungen übertragen
werden könnten, und ich näherte mich zunächst den Tatsachen, ohne
sie zu verstehen. Nach dem großen Muster Goethes halte ich denkmethodisch
den voraussetzungslosen Tatsächlichkeitssinn sehr hoch, das ist die Gabe und
das Bestreben, Tatsachen festzuhalten und genau zu umschreiben, wenn das
Verständnis zurzeit noch nicht möglich ist. Den Tatsachen der Gedankenübertragung
trat ich erst näher, als sich ein' Italiener, Bellini, vor mehreren
Jahren öffentlich im Ronacher-Saale produzierte. Ein Assistent bewog mich,
einer Seance beizuwohnen, trotz meines Widerwillens gegen solche öffentliche
Veranstaltungen.

Ohne mein Wissen beauftragte mein Assistent den Bellini, einen Herrn
— mich --■ in der Loge aufzusuchen und mir etwas aus der Seitentasche zu
ziehen. Der Versuch gelang vollständig. Darauf lud ich Bellini zu mir ein,
um mit ihm in Gegenwart meines Assistenten und eines Journalisten, der sich
speziell für Bellini interessierte. Versuche anzustellen. Diese Versuche, bei
denen ich Auftraggebender war, gelangen vollständig. Dabei trat bei Bellini
gänzliche physische Erschöpfung ein, und ich mußte ihn mit starkem schwarzen
Kaffee laben. Ein volles Verständnis der Vorgänge hatte ich damals nicht, aber
die volle Realität der Tatsachen war sichergestellt. Ich schrieb auf seine Photographie
: „Bellini ist ein Problem." Damit fand er, wie er mir aus den verschiedensten
Städten der Welt schrieb, auch bei akademisch Gebildeten und

*) Siehe meine Monographie unter diesem Titel (1896 bei Max Breitenfeld,
Wien), Die erste Publikation über diese Fragen machte ich 1868.


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