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Jahre bestandenen Geistesstörung durch die Herbeiführung eines ähnlichen Zu-
standes, unter dem dieselbe auftrat, zu erklären ist, so ist eine Antwort nur
schwer zu geben. Ich persönlich bin geneigt anzunehmen, daß hier okkulte
Ursachen, die noch nicht erforscht sind, eine große Rolle spielen, gemäß de»
Grundsatze: „Gleiches vertreibt man mit Gleichem."
2. Die magnetische Heilmethode.
Durch einfache magnetische Striche wurde ein Fall von Besessenheit geheilt.
Der Kaufmann R. in Zürich verfiel im Jahre 1898 am 12. Juli in einem
Zustand, in welchem er alles zertrümmerte, sich nackt auszog, auf die Straße
lief und rief: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe!" Zur Bemerkung
diene hier, daß R. durchaus religionsfeindlich gesinnt war, bei ihm keine erbliche
Belastung vorlag und er noch nie Spuren einer geistigen Störung gezeigt
hatte. R. kam noch nicht in eine Anstalt; genau vier Wochen später trat wieder
ein solcher Anfall ein. R. wurde dann einer Irrenanstalt überwiesen, daselbst
blieb er ungefähr fünf Monate. R. war stets völlig klar und geordnet, aber
mit der größten Pünktlichkeit stellten sich alle 28 Tage die Anfälle ein. Frau R,
holte dann ihren Mann aus der Anstalt, da ein Magnetiseur Herrn R. in Behandlung
nehmen wollte. An dem kritischen Tage, da die Anfälle aufzutreten
pflegten, war der Magnetiseur zugegen. Als Herr R. wieder mit der Zerstörung
von Gegenständen beginnen wollte, machte der Magnetiseur einige magnetische
Striche, und der Anfall ging vorüber. Diese magnetische Behandlung erfolgte
vier Mal, dann traten keine derartigen Anfälle mehr auf. Auch mit magnett-
iiertem Wasser wurden gute Resultate erzielt.
3. Die hypnotische Heilmethode.
Folgender Krankheitsfall wurde erfolgreich mittels Hypnose behandelt.
Der Handlungsgehilfe S. war stets fleißig, solide und strebsam. Eines
Tages — kurz nach der Gehaltszahlung — bat er um eine Woche Urlaub, da
er sich verloben wolle. Der Chef war hierüber sehr erstaunt, denn er kannte S.
ais einen stillen und leidenschaftslosen Menschen, der mit den weiblichen Angestellten
nur das Notwendigste sprach. Der Urlaub wurde S. gerne bewilligt.
Einige Tage später erhielt der Chef und verschiedene Angestellte eine Verlobungsanzeige
des S. Die Dame, mit welcher er sich verlobt hatte, war sogar
adelig. Nach Beendigung des Urlaubs kehrte er zurück und war ganz verwandelt
. Freudestrahlend erzählte er von dem großen Vermögen seiner Braut
usw. Selbstverständlich trug er auch einen Verlobungsring. S. zeigte dann
seinen Kollegen Briefe von seiner Braut, worin von einer Villa und vielem
Oelde die Rede war und die Braut zu einer schnellen Heirat drängte. Auf
Grund dieser Briefe borgte sich S. größere Summen Geldes auf eine gewisse
Zeit. Nach Ablauf dieser Zeit zahlte aber S. das ihm geliehene Geld nicht
zurück. Angestellte Ermittelungen ergaben dann, daß S. die ganze Sache
erfunden hatte. Das Verfahren mußte eingestellt werden, da der begutachtende
Gerichtsarzt tardive Paranoia für vorliegend hielt. S. blieb in einer Irrem-
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