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Vom Bildzauber (Envoütement).
Von P a p u s.
(Diese interessante Zusammenstellung der Experimente A. de Rocha's über
die Exteriorisation der Sensibilität*), welche eine Erneuerung des mittelalterlichen
Bildzaubers bilden, wurde 1897 von Papus (Dr. Encausse) in der „Revue
Encyclopedique" veröffentlicht. Da dieser Artikel an erwähnter Stelle wohl den
wenigsten Okkultisten zugängig sein wird, geben wir denselben nachstehend in
Übersetzung wieder.)
Erinnert ihr euch noch jener kuriosen Hexengeschichten, die im Mittelalter
so häufig waren, jener berüchtigten Prozesse gegen die Verehrer Satans
und jener Verbrechen, die diesen eigenartigen Angeklagten zur Last gelegt worden
sind? Höret bloß:
Unter der Regierung Ludwig X, wurde der Schatzmeister Enguerraud de
Marigny wegen Unterschlagungen und Münzfälschung verhaftet. Der König
war geneigt, ihm Strafmilderung zu gewähren. Da beschlossen seine Feinde
ihn zu verderben und hinterbrachten dem König, daß Enguerrands Frau und
Schwester von einem berufsmäßigen Nekromanten verschiedene Wachsfiguren
nach Ähnlichkeit des Königs, des Grafen von Artois und verschiedener Freiherren
anfertigen ließen, um diese Personen zu behexen und auf diese Weise
Enguerrand zu befreien. Die behexten Figuren waren derart verfertigt, daß,
so lange sie dauerten, der König, der Graf und die Barone tagtäglich mehr zusammengeschrumpft
, ausgedörrt und elendig hingesiecht wären," **)
Das Herstellen von Wachsfiguren nach Ähnlichkeit einer bestimmten Person
und in der Absicht, derselben dadurch Schaden zuzufügen, war das Verbrechen
des „Bildzaubers", das, wie die meisten Zaubereien, mit dem Tode bestraft
wurde.
Die Fortschritte der psychologischen Physiologie und das Studium der
Phänomene des Hypnotismus ermöglichen es, die Mehrzahl der Zauberhandlungen
auf Hysterie und verwandte Erscheinungen zurückzuführen. In unserem
Zeitalter der positiven Studien ist man gewiß nicht berechtigt, zu erwarten, daß
die große Presse plötzlich längere Berichte und Interviews über das Behexen
durch Wachsfiguren bringt, was einige tatsächlich gesehen zu haben behaupten.
Wir werden uns nun den Versuchen des Herrn de Rochas zuwenden,
welche Anlaß zu diesen Berichten gaben.
Man weiß, wie sehr alles, was mit der experimentellen Psychologie zusammenhängt
, jene interessiert, die sich in gegenwärtiger Zeit mehr oder weniger
mit Philosophie beschäftigen. Es ist daher keineswegs überraschend, daß
sowohl Philosophen als auch Ärzte sich mit der Erforschung des Hypnotismus
beschäftigen.
*) Die Ausscheidung des Empfindungsvermögens. Experimentelle und historische
Studie. Von Albert de Rochas. — Verlag Max Altmann, Leipzig. Biosch. 5,75 Mk.
**) Chronique de St. Denis. Vergl. „l'Initiation", März 1893.
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