Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 296
(PDF, 112 MB)
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— 296

Zehn Jahre des Studiums und der Einsamkeit sind erforderlich
, um in sie einzudringen. Man darf nur für sie und
in ihr leben, man darf die Gedanken nur auf das Ziel hinrichten und sie so
lest darauf heften, daß nichts sie davon ablenken kann, und schließlich
ist es notwendig, daß diese Bemühungen durch den Beistand
irgend eines Schutzgeistes gekrönt werden, der
durch beständiges Änrufen und durch die Würdigkeit
des Jüngers gewonnen wird.

Diese Ärt der Kabbala verdient infolge der hohen Äuffassung des Gegenstandes
die ganze Äufmerksamkeit und die eifrige Bemühung derer, die ans
Ziel gelangen wollen.

Äber sehr oft lassen sich die Forscher schon am Änfang durch Mangel
an angestrengter Äufmerksamkeit und Ermüdung zurückhalten, kommen nicht
recht von der Stelle, werden mutlos, bleiben nur oberflächlich unterrichtet,
wohl imstande, Unwissenden Sand in die Äugen zu streuen, aber einer höheren
Vollendung unfähig und unwert der Beachtung.

Ein Kabbaiist soll ohne jede Vorbereitung ein beliebiges Werk der rabbi-
nistischen Literatur lesen können und dabei imstande sein, in derselben Sprache
der jüdischen Mystik eine Erklärung der gelesenen Stelle zu geben, d. h. sie *
durch Texte zu stützen, die von einer Äutorität gerade auf diesem Gebiete
herrühren, und überdies eigene Erläuterungen auf Grund eigener Erwägung
und Forschung zu geben. Bei dem dazu erforderlichen Studium
würde der Jünger neunzig Jahre alt, da ein Leben
gerade noch genügen würde, um eine solche Vollendung
zu erlangen. — Und der Lehrer? — Wo würde man ihn
suchen müssen? —

Diese erhabene und edle Wissenschaft sollte nicht durch dünkelhafte
Unwissenheit profaniert und lächerlich gemacht werden, und es ist ein klägliches
Schauspiel, wenn irgendwelche Ignoranten einige Worte Molitors zitieren
oder einige Formeln Franks deklamieren, als wenn Knaben mühsam eine
Bruchrechnung ausführen oder eine trigonometrische Gleichung auflösen und
dann behaupten wollen, sie verständen die höhere Mathematik.

Was ist also zu tun? Gibt es noch eine andere Kabbala? Gewiß, und
das will ich im Folgenden darlegen.

Es gibt noch eine andere theologische Wissenschaft als die offizielle, da
es stets Haeretiker und Mystiker gegeben hat, es gibt noch eine andere Mystik
als die des Talmud und andere Interpretationen der Thora, da es selbst unter
den Kabbalisten Meister gab, die geächtet und verfolgt wurden und schließlich
zum Christentum übertraten. In der christlichen und jüdischen Welt sind
Männer aufgetreten, die jede Fessel brachen und sich von jedem
Zwang befreiten, um selbständig nach bestem Wissen
und Können die Wahrheit zu suchen.


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