Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 313
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
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damit, er habe schon seit vielen Jahren keine Gelegenheit gefunden, seine
Muttersprache zu sprechen. Die Unterhaltung drehte sich um die Veränderung
Londons, seit er zum letzten Male hier gewesen. Mein Freund berührte
die moralischen Umgestaltungen — Literatur, Handel, Politik —- die großen
Männer, die in den letzten zwanzig Jahren von der Schaubühne des Lebens
abgetreten waren, die aufstrebenden großen Geister. Än diesem Gespräch fand
Mr. Richards kein Interesse, augenscheinlich hatte er keinen unserer jetztlebenden
Äutoren gelesen und unsere jüngeren Staatsmänner schien er kaum
dem Namen nach zu kennen. Einmal, aber nur einmal lachte er, nämlich als
mein Freund ihn fragte, ob er nicht gesonnen sei, ins Parlament zu treten.
Das Lachen war innerlich, sarkastisch, unheimlich, von einem spöttischen
Blick steigerte es sich bis zum lauten Hohngelächter. Mein Freund verließ
uns nach ein paar Minuten, um mit einigen anderen Bekannten, die eben
müßig in dem Saale auf und ab gingen, zu sprechen und ich sagte dann ruhig:

„Ich sah ein Miniaturbild von Ihnen, Mr. Richards, in dem Hause, das
Sie einst bewohnten und vielleicht, wenn nicht ganz, doch wenigstens teilweise
erbauten. Diesen Morgen gingen Sie an jenem Hause vorüber.

Nicht eher, als bis ich meinen Satz vollendet hatte, wagte ich es, meine
Äugen aufzuschlagen. Seine Blicke waren so unverwandt auf mich gerichtet,
daß meine Äugen nicht mehr von seinen bezaubernden Schlangenaugen lassen
konnten. Unwillkürlich und als ob die Worte, welche meine Gedanken aussprachen
, nur mit Mühe aus mir herauskämen, fügte ich in leisem, flüsterndem
Tone hinzu: „Ich habe in den Geheimnissen des Lebens und der Natur geforscht
; von jenen Geheimnissen habe ich den verborgenen Urheber aufgedeckt
. Ich habe ein Recht, so mit Ihnen zu redten" — und dabei nannte ich
einige unter Kabbalisten gebräuchlichen Passierworte.

„Gut", sagte er trocken, „ich räume Ihnen dieses Recht ein. Was wollten
Sie fragen?"

„Wie weit kann sich der menschliche Wille bei gewissen Temperamenten
ausdehnen?"

„Vrie weit sich der Gedanke erstrecken könne? Denken Sie, und bevor
Sie Ätem schöpfen, sind Sie in China."

„Geben Sie ihm Äusdruck, und er wird sie haben! Schreiben Sie einen
Gedanken nieder, früher oder später wird er die ganze Verfassung Chinas umgestalten
. Ist ein Gesetz nicht ebenfalls ein Gedanke? Der Gedanke ist unendlich
und darum hat er Kraft; nicht im Verhältnis zu seinem Wert, denn
ein böser Gedanke kann ebensowohl ein schlechtes Gesetz hervorbringen wie
ein guter Gedanke ein gutes."

„Ja, was Sie sagen bestätigt meine Theorie. Durch unsichtbare Strömungen
kann ein menschliches Gehirn seine Ideen auf ein anderes menschliches
Gehirn mit der gleichen Schnelligkeit übertragen, wie ein Gedanke durch
sichtbare Mittel sich verbreitet. Wie der Gedanke unvergänglich ist, wenn er


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