Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 353
(PDF, 112 MB)
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Zentralblatt für Okkultismus.

Monatschrift

zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften

Herausgeber: Max Altmann, Leipzig.
Schriftleiter: E. W. Dobberkau, Kötzschenbroda.

Jahresbezugspreis für Deutschland und Oesterreich-Ungarn M. 10.—, für das Ausland M. 12.—.

Beiträge und Zuschriften für das Zentralblatt sind
zu richten an den Herausgeber Max Altmann,
Leipzig, Froinmann-Straße 5.

Zuschriften ohne beigelegte Rück marke werden
nach Möglichkeit im „Briefkasten" beantwortet.

Die Verfasser haben die in ihren Arbeiten niedergelegten
Ansichten selbst zu vertreten.

Falls am Ende eines Jahrganges nicht ausdrücklich
Abbestellung erfolgt, gilt der Bezug für den
nächsten Jahrgang als verlängert.

Anzeigenpreis: 50 Pfg. für die einspaltige Petitzeile.

Alle Geldsendungen sind an die Verlagsbuchhandlung
Max Altmann in Leipzig zu richten.
Postscheckkonto No. 527%.

XII. Jahrgang.

März 1919.

9. Heft

Das „Daimonion" des Sokrates.

Von Dr. Max Kemmerich, München.

Von seinem mit Recht aufs höchste verehrten und bewunderten Lehrer
Sokrates berichtet Piaton, er habe eine innere Stimme besessen, die ihn, niemals
anratend, stets nur verwarnend, im Leben geführt habe. Was war das
nun wohl für ein geheimnisvolles Ding, das Sokrates selbst „Daimonion" nennt,
nicht etwa mit „Daimon", sondern vielmehr mit „etwas Göttlichem, Heiligem"
zu übersetzen, und das er so hoch verehrt, daß er sich mit der stoischen Ruhe
des Weisen hinrichten läßt, weil diese innere Stimme es ihm nicht verwehrt?
Offenbar schätzt Sokrates nichts so hoch wie dieses rätselhafte Wesen in
seiner Brust.

Viel wurde schon über das Daimonion geschrieben und mancherlei Erklärungsversuche
gemacht. Die Psychiater fanden die einfachste Lösung: Sokrates
war nicht normal. Verstehen sie unter normal eine Quantitätsbezeichnung
und wollen sie damit ausdrücken, daß dieser bahnbrechende, selbständigste
Geist der Antike, der bis zum heutigen Tag direkt und durch seine
Schüler und Nachschüler Piaton und Aristoteles auf unser Denken den größten
Einfluß ausübt, dieses selten erreichte, nie übertroffene Vorbild strengster Rechtlichkeit
und Ehrenhaftigkeit, treuester Pflichterfüllung und hilfsbereiter Nächstenliebe
nicht mit Hinz und Kunz auf gleicher Stufe stehe, so kann man das
gewiß unterschreiben. Aber die Psychiater meinen etwas ganz anderes. Trivial
ausgedrückt: bei ihm habe sich eine Schraube gelockert. Ja, es existiert
eine kleine Literatur, die sich zu beweisen bemüht, Sokrates habe nicht etwa
bloß „gesponnen", nein, er sei ein Geisteskranker gewesen. Nun, es ist immerhin
auffällig, daß die gesunden Hirne der Griechen nichts so Großes und
Neues schufen, als sein angeblich krankes. Aber das sind kleine Bedenken,

Zentralblatt für Okkultismus. XII. Jahrgang. 23


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