Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 357
(PDF, 112 MB)
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sitzt die Stimme im Nacken, ein anderer hat das Gefühl, als lege sich ihm ein
Band um die Brust.

Um ja jedes Mißverständnis auszuschließen, möchte ich nochmals betonen
, daß die Vorahnung — die ich selbstverständlich auch kenne — qualitativ
völlig verschieden ist von der Wirkung des Daimonion. Sie
ist vor allen Dingen nicht genau lokalisiert.

Will man der inneren Stimme folgen, die als fremde Intell igenz,
ein schlagender Beweis dafür ist, daß das Gehirn zum Denken nicht unbedingtes
Erfordernis ist, so muß man fast stets gegen seine eigene
Einsicht handeln und überdies oft das große Furchtgefühl, das uns die
Kehle zuschnürt, überwinden. Dieses Furchtgefühl hatte ich selbst in meinem
Leben nur zweimal; und zwar beide Male in an sich ganz ungefährlicher
Situation und im tiefsten Frieden, weil ich es für zu gefährlich hielt, dem Daimonion
zu folgen. Ich hatte Furcht vor dem Urteil der andern. Das eine
Mal gelang es mir. den Feigling im Innern zu erwürgen, das andere Mai hatte
ich leider nicht die Kraft dazu. Ich fürchtete, eine sehr noble Handlung könne
falsch gedeutet und mir als Schwäche ausgelegt werden, während ich sie tatsächlich
mit der größten Selbstüberwindung getan hatte. Ich erzähle dies, damit
jeder mit warnenden Vorahnungen Begabte schon allein aus diesem Zuge
die völlige Wesensverschiedenheit der Vorahnung und des Daimonions erkennt.
Während uns bei der ersteren eine unbegreifliche Furcht überfällt und wir dann
die uns schädigende Handlung unterlassen, muß man ganz im Gegenteil beim
Daimonion oft die Furcht, und zwar eine ganz unvergleichlich größere, überwinden
, um ihm folgen zu können. So wurde ein Bekannter von mir durch
eine Vorahnung gerettet: er ging bei Dunkelheit eine eiserne Treppe hinunter,
als eine plötzlich mit Furcht verbundene Vorahnung ihn veranlaßte, stehen zu
bleiben. Er untersuchte die folgenden Stufen und fand, daß sie aufgehoben
und derart wieder hingelegt worden waren, daß er beim Hin auftreten unfehlbar
ins Treppenhaus gestürzt wäre. So rettete ihn die Vorahnung vor den Folgen
eines auf sein Leben gemachten Anschlages.

Hus dem über das Daimonion Gesagten geht klar hervor, daß es niemals
direkt anraten, sondern nur warnen kann, weil es ja gar keine technische
Möglichkeit hat einen Rat zu erteilen. Äber diese Warnung ist oft
derart, daß sie einem Rat völlig gleichkommt. Etwa, wenn es Sokrates verbot,
sich mit Politik zu beschäftigen undyihm damit nur die Philosophie offen ließ.
Überzeugender ist folgendes Beispiel,1 das mir ein Herr erzählte, dem ich die
innere Stimme ansah. Er hatte auf einer Hochtour geschwankt, welchen Weg
er einschlagen solle und wollte sich nach links wenden, als die Stimme bohrte.
Er ging darauf nach rechts und legte die Tour mit dem größten Genuß zurück,
um, im Tale wieder angekommen, zu erfahren, daß am gleichen Tage eine
Partie, die an der Gabelung den linken Weg eingeschlagen hatte, tödlich verunglückt
war. Ein direktes Anraten aber ist es, wenn man zu etwas Gehörtem


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