Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 456
(PDF, 112 MB)
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wohl gar nicht denkbare Überflutung mit dem sonderbaren und ungeheuerlichen
; Gemisch der Hilfsvölker.

Ich sage, diese Äuffassung liegt nahe; ob sie zwingend ist, wird schwer
zu behaupten und noch schwerer zu beweisen sein. Denn absichtlich hat
Nostradamus seine Prophezeiungen mehrmals umgearbeitet, um sie immer mehr
zu verschleiern und für den bequemen Handgebrauch möglichst ungeeignet zu
machen. Nur ganz vereinzelt weist er unzweideutig auf bestimmte Ereignisse
und Personen hin, und wo er das nicht tut, ist man auf ein mühsames Entziffern
angewiesen. So ist es nicht nur möglich, sondern geradezu unvermeidlich
, daß jeder neue Übersetzer einen etwas andren Sinn aus den dunklen Vierzeilern
liest; ja es ist auch möglich, daß eben darum auch ein und derselbe
Vierzeiler auf verschiedene Ereignisse bezogen werden kann, und es wird sich
erst nach und nach eine befriedigende Enträtselung und eine sichere Beziehung
zu gewissen Ereignissen finden lassen. Ob und inwieweit ich in der Bedeutung
der beiden Vierzeiler irrte, soll mich darum nicht allzusehr bedrücken; solcher
Irrtum liegt in der Sache begründet und berechtigt nicht zu Vorwürfen. Wenn
ein Vorwurf berechtigt ist, so ist es der, daß ich auf Grund solcher zur Zeit nicht
eindeutig zu lösender Rätsel versuchte, bestimmte Urteile über den Verlauf des
Krieges zu fällen oder doch dadurch zu bekräftigen. Es ging mir eben, wie es
zu jener Zeit allen Menschen, ging, hüben wie drüben, daß die urgewaltig drängende
Äufwallung des Gefühls manchmal auch wider Willen sachlich nüchterne
Erwägungen durchbrach oder aus der Richtung bog, eine Erscheinung, die mir
bei zunehmender Besinnung selbst an sonst hervorragenden und als zuverlässig
anerkannten Führern der Wissenschaft auffiel.

Ohne mich nun irgendwie zu bemühen, vollständig umfassend zu prüfen,
\ greife ich noch ein Beispiel heraus, das ich auf Seite 102 anführte. Es stammt
von der bekannten Berliner Seherin de Fernem, der „Seherin a i dar Spree"
die manche Probe überraschend zutreffender, reiner Ferngesichte gab. Was
sie aber über die ferne Zukunft Deutschlands sagte, mutet heute, im Gegensatze
zur Stimmung im Jahre 1914, doch seltsam an. Wohl sah sie auf kurze
Zeit den Feind im Lande, aber deutsche Kraft trieb ihn wieder über die Grenzen,
und schließlich (also später!) schritt das deutsche Volk von Sieg zu
Sieg und dehnte in wiederholten Kriegen glücklich, wie etwa zur Zeit Barbarossas,
weit sich aus und war geeint unternt Hohenzollern-Har. Und dieses mächtige
Deutschland sah sie in langer Friedenszeit gesichert sich entwickeln.

Was soll man heute dazu sagen? Äm Änfange des Krieges konnte man
der Meinung sein, daß zunächst wohl der Russeneinfall und das Eindringen der
Franzosen ins Elsaß mit dem „Feind im Land*4 gemeint sei und daß die unvergleichlichen
Siege in Ost und West und Süd eine gute Vorbedeutung für die
Erfüllung der weit ausgreifenden Prophezeiung seien. Äber heute möchte man
! in den Worten vom „Feind im Land" einen Hinweis auf die schmerz- und


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