Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
12.1918/19
Seite: 457
(PDF, 112 MB)
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schmachvolle feindliche Besetzung des westlichen Deutschland und vielleicht
gar die wachsende Polengefahr sehen. Dann aber wäre man versucht, aus
den folgenden Zeilen eine machtvolle und siegreiche Erhebung zu lesen, die
aus der Verteidigung zu weitgehenden Eroberungen schritte und so anscheinend
nun beinahe das ganze Jahrhundert durch im Kriege lebte. Das ist, offen und
ehrlich gesagt, nicht nur wenig rühmlich vom menschlichen Standpunkte aus,
da doch endlich der imperialistische Fieberwahn nicht nur bei uns, sondern
auch in anderen Völkern ausgetobt haben sollte und jeder, der das wahrhafte
Kulturleben mit warmem Änteil verfolgt, der Hoffnung lebt, daß wir jetzt, so
ungeberdig sie auch sind, die letzten wilden Todeszuckungen dieses sterbenden
Molochs sehen. Überdies erscheint eine wie oben angedeutete Erhebung mit
ihren ebenfalls angedeuteten Folgen aus der ganzen Zeitlage heraus so unwahrscheinlich
, ja geradezu unmöglich, daß jedes weitere Wort darüber sich erübrigt,
und so bliebe nichts anderes übrig, als die vor 4 Jahren noch so treffend erscheinende
Prophezeiung als einen schönen, aber trügerischen Wunschtraum
beiseite zu legen und sich dabei wieder einmal dessen bewußt zu werden, daß
auch sonst zuverlässige Seher zuweilen vom Lichte ihrer heimlichen Hoffnungen
geblendet und erschreckend tief in die Irre geführt werden können.

Oder sollen wir doch diese Kundgebung als ein Aktenstück behandeln
und für die Zukunft sorgfältig aufbewahren, weil ja die Geschichte immer andere
Wege ging, als menschliche Berechnung ihr vorgezeichnet hatte?

Ich meine, schaden kann dies nichts, und überdies würde es einer ruhigen
, sachlichen Behandlung noch am ehesten entsprechen, unbeirrt durch
augenblickliche Stimmungen und Erwägungen die Kundgebung der Seherin
ganz für sich genommen zu achten und es der Zukunft zu überlassen, wie sie in
ihrer noch nicht abzusehenden Gestaltung sich zu den prophetischen Andeutungen
verhält. Dabei möchte ich aber mit allem Ernst und Nachdrucke davor
warnen, aus den scheinbaren Möglichkeiten jener angeblichen Vorschau politisch
Kapital zu schlagen und Stimmung für eine erneute Entfesselung der
Kriegsfurie zu machen, „weil es nach den Worten einer bedeutenden Seherin
das Schicksal so will!" Ich verwahre mich entschieden dagegen und betone,
daß ich, obwohl ich den Weltkrieg und die ganze Weltkrise, wenn auch nicht in
ihrer furchtbaren Ausdehnung und in all ihren Einzelheiten, voraussah, doch
im Innersten Gegner des Krieges war und es noch mehr geworden bin.

Wenn ich nun zum Schlüsse rückblickend noch einmal betone, daß die
grundsätzliche Stellungnahme den Prophezeiungen gegenüber sich in den
Grenzen der nüchternen, sachlichen Betrachtung halten muß und daß Vermutungen
inbezug auf möglicherweise entsprechende Tagesfragen und damit
zusammenhängende Hoffnungen wie auch Befürchtungen nie Grundlage und
Richtschnur für die Deutungen der Prophezeiungen sein dürfen, so glaube ich
doch nun nicht mißverstanden zu werden, wenn ich auf einen Vierzeiler hin-


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