Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 5
(PDF, 128 MB)
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haupt niemals glücklich macht Wenn das Ziel irgend so einer Sucht
erreicht ist, dann erfreut sich die Eitelkeit eine Zeit daran: bald aber kommt
der Überdruß und neues hungriges Mehrhabenwollen.

„So taumr ich von Begierde zu Genuß,

Und im Genuß verschmacht ich nach Begierde."

Äber man darf auch nicht den Fehler begehen, die Begüterten ohne weiteres
als die zum echten Genießen Unfähigen zu bezeichnen, ebensowenig wie man
verallgemeinern darf, daß die Minderbemittelten ohne Ausnahme Talent zum
vollen Genießen ihres kleinen Besitzes haben.

Von der Höhe des Besitzstandes hängt' eben das echte Genießen des
Lebens g a»r n i c h t ab.

Es hängt allein ab von der Liebe zu dem, was man hat. Und darüber
wäre es wohl gut, jetzt etwas ausführlicher zu reden.

Jeder von uns war wohl schon einmal so glücklich, einen Menschen von
ganzem Herzen lieb gehabt zu haben und ist von ihm wieder geliebt worden.
Älso wissen wir alle aus Erfahrung, daß die Liebe blind macht. Man sieht
in dem geliebten Wesen nur Schönes, Liebes, Gutes; alle Fehler liebt man
mit, indem man sie sich in Vorzüge umdichtet. Und so schafft man aus der
geliebten Persönlichkeit mit seinem Herzen, in dem der Pfeil des blinden
Gottes steckt, ein Wesen, das in Wirklichkeit gar nicht existiert. Jeder andere,
dem man dieses göttergleiche Wesen (Phantom) schildert, lächelt in sich hinein
oder warnt (denn er ist ja nicht blind), meist leider ganz -vergebens. Weiter
weiß jeder, der einmal geliebt hat, was Eifersucht ist. Was man liebt, das will
man ganz für sich haben, und duldet keinen, der etwa naschen will.

Nun wohl: diese beiden von der Liebe ausgelösten Qualitäten: Blindheit
und Eifersucht, sind sehr schätzenswert, wenn man sie verwertet bei allem,
was man besitzt.

ich möchte hier eine kurze Einschaltung machen über die Neigyng,
menschliche Eigenschaften zu tadeln oder zu loben. Das sollte man nie tun»
So kann z. B. die Eifersucht, wie wir gleich sehen werden, großen Nutzen
bringen in gutem Sinne.

Gegenstand inniger Liebe muß nicht durchaus eine Person sein; es
kann auch eine Sache sein. Und wirklich lieben wir tausend Sachen; wir
werden uns dessen nur nicht immer bewußt.

Man liebt meist seine Wohnung, sein Zimmer, sein Bett und viele, viek
Kleinen Dinge bis zum Penkala-Bleistift in der Westentasche; denn man paßfr
eifersüchtig auf, daß ihn ja nicht ein anderer in seine Tasche gleiten läßt, una
kann richtig verstimmt werden, wenn man ihn verliert.

Man liebt — hoffentlich -— seinen Beruf, und sei es nur deshalb, weil
er Mittel schafft zu leben.

*


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