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normaler Fähigkeiten erkannt. Es ist schon so: Das Vorkommen buchstäblich
in Erfüllung gehender Träume tsv verhältnismäßig selten, und wir werden immer
Mühe haben, Vorausempfmden und Hellsehen im Traume aus einem erdrückenden
Tatsachenmaterial, womöglich aus dem eigenen Erfahrungskreise nachzuweisen
.
Aber die Äussichten überhaupt sind nicht so trübo, wia es nach diesem
Geständnis zunächst aussieht. In seinem höchst lesenswerten Buche „Der
Traumspiegel. Bilder und Wahrheiten. Ein Traumbuch auf wissenschaftlicher
Grundlage" (J.Michael Müller, München), geb.4,5CL#, hat der Hannoversche
Nervenarzt Dr Qeor g Lome r einen neuen Weg gewiesen,der meines Erachtens
für einsichtsvolle Forscher ebenso sicher zum Ziele führt wie der bisher be-
scRrittene. und weil aus dem Buche selbst nicht genügend deutlich hervorgeht
, welche Bedeutung der Verfasser dieser erweiterten Traumprophelle und
ihrer Erforschung für den Okkultismus beimißt, weil darum auch viele Leser
des Buches sich des neuen Weges und der zweifellos erfolgreicheren Arbeit bei
seiner Verfolgung nicht gehörig bewußt werden dürften, so halte ich es für
meine Pflicht, ganz besonders und eindringlich darauf hinzuweisen.
Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung gleich der erste Traum, den Dr.
Lomer im 14. Kapitel (Der prophetische Traum), S. 137 ff. anführt. Es ist
ein Doppeltraum seiner Gattin und hatte kurz folgenden Inhalt: Äm 10. Februar
1917 träumte sie, daß sie im väterlichen Hause war und daß ihr Vater
starb. Darüber war sie sehr traurig, aber seltsamerweise teilten ihre Mutter
und ihre Schwester ihre Traurigkeit nicht. Im selben Traum starb auch noch
ein kleiner, ungefähr bjähriger Junge ihrer Schwester.
Äm 19. Oktober 1917 träumte sie, daß sie vor der Tür ihres Vaterhauses
stand und einen Leichenzug vorüberkommen sah. Äber den Leichenwagen sah
sie nicht. Neben dem Zuge gingen auch Menschen her, besonders Frauen, die
sonst gewöhnliche Kleidung und zum Zeichen der Trauer nur Trauerhüte trugen.
Inzwischen kamen ein paar bekannte Damen aus dem Hause, aber in tiefer
Trauer. Die Träumerin fragte sie, ob sie über den Toten Äuskunft geben
könnten; sie selber meinte, es seien die Kinder, die vor kurzem auf der Bahn
verunglückt waren. Die Damen sprachen dagegen, und nun kam es der
Träumerin auch bei aufmerksamerem Zusehen zum Bewußtsein, daß es die Kinder
nicht sein konnten. Gegen Ende des Zuges kam höchst seltsamerweise, von
Yier Pferden gezogen, ein Wagen mit leeren Bierflaschen gefahren.. Daraus
schloß sie, daß wohl ein bekannter Bierbrauer gestorben sei, dem man gleichsam
als Symbol seines Standes die Bierflaschen nachführe.
Wenn man in der bisher üblichen Weise diese Träume mit den darauffolgenden
Ereignissen zusammenstellt, so werden wohl kaum im Ernste vorsichtig
abwägende Okkultisten in diesen Träumen gültige und überzeugende,
beweiskräftige Beispiele für die Tatsache des Wahrtraumes anerkennen. Denn
am 19. Februar des gleichen Jahres, also 9 Tage nach dem ersten Traume, starb
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