Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 165
(PDF, 128 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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tung oder spät abends am Schreibtisch auf, die Vision ist an keine Lebenslagen
gebunden. Besonders gewisse Krankheiten, namentlich Nerven- und Geisteskrankheiten
, begünstigen das Huftreten der Halluzination wie auch der Vision,
ein Faktor, der die pathologische Erklärung der Vision sehr zu begründen
scheint. Es ist auch zweifellos, daß die Krankheit den Geist lockern kann in
der Weise, daß die visionäre Tätigkeit des Menschen ungleich mehr, als sonst
hervortritt mit ihren Rätseln und Problemen. Hierbei ist aber weniger die
Vision die Krankheitserscheinung, sondern der körperliche Zustand ist zu Visionen
disponiert, eine Erscheinung, die auch bei völlig Gesunden unter Umständen
eintreten kann. Daß die visionäre Tätigkeit bei der Genesung sich
wieder einstellt, ist noch kein Beweis dafür, daß die Visionen an sich krankhaft
oder rein krankhaften Ursprungs sind. Leider ist diese Seite der Psychologie
noch so wenig erforscht, daß man mit den sog. exakten Wissenschaftlern über
diese Dinge schwerlich rechten kann.

Visionen oder Halluzinationen kann man, wie gesagt, auch bewußt durch
den Willen hervorrufen. Es gibt Übungen, nach welchen man eine Photographie
sehr lange Zeit anschauen soll: dann muß der Versuch gemacht werden,' diese
Photographie an der Wand, vermöge des Willens, zu erblicken. Huch mit
Schrift oder anderen Dingen kann dies geschehen. Man kann sogar es soweit
brmgen, daß man die betr. Photographie oder Schrift, die man halluzinatorisch
an der Wand erblickte, ständig sieht, wenn man diese Wand anschaut. Die
Übungen müssen nur lange genug und ausdauernd geübt werden (etwa täglich
eine Viertelstunde). Solche Übungen entwickeln sehr die psychischen Fähigkeiten
der Seele und das übersinnliche Wahrnehmen. Manche Maler haben
die bewußte Vision praktisch verwen3et. So behauptete Blake, daß er Personen,
welche er malen wollte, auf dem Stuhle vor sich sitzen sähe, wenn er es nur
wolle, — Talma konnte willkürlich statt des Theaterpublikums von der Bühne
eine Gesellschaft von lauter Skeletten sehen. Sein Freund Langlais versichert,
daß dann oft sein Sniel eine solche Energie erhalten habe, daß die ergreifendsten
Effekte entstanden (Journal l'Hme, Janv. 1857 p. 211).

Cardanus sah als Knabe vom vierten bis siebenten Jahre beim Erwachen die
verschiedensten Gegenstände, Menschen, Tiere, Pflanzen, Häuser, Theater, musikalische
Instrumente, Felder, Völker, was ihn sehr vergnügte. Im Traum «ah
er wohl hundertmal einen roten Hahn, der endlich drohend zu ihm sprach. Cardanus
behauptete auch, in der Jugend im Finstern vollkommen gut gesehen zu
haben, einen Dämon zu besitzen, zur Kenntnis des Lateinischen, Griechischen,
Spanischen und Französischen über Nacht, und ohne zu wissen wie, gekommen
zu sein. — Tasso hatte wahrend seiner Wahnsinnsanfälle schreckliche Halluzinationen
, wurde aber getröstet durch das Bild der glorreichen Junefrau Maria,
ihren Sohn im Hrm haltend, umgeben von einem schimmernden Farbenkreise.
— Spinoza, in der Dämmerung aus einem schweren Traum erwachend, sah


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