Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 166
(PDF, 128 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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dessen SchreckbMder in größter Lebendigkeit vor sich, namentlich das eines
schwarzen, krätzigen Brasilianers. Richtete er seine Äugen auf ein Buch oder
anderen Gegenstand, so verschwand das Bild, fixierte er mit den Äugen nichts,
so erschien es wieder, und so abwechselnd, bis es endlich ganz verschwand.
Spinoza schrieb dies der Einbildungskraft zu und leugnete einen vorbedeutenden
Sinn solcher Erscheinungen.

Während Cardanus und Tasso trotz ihrer Genialität, zu den halb Geisteskranken
gezählt werden, z. B. von Lombroso und anderen, seien hier noch einige
Fälle von Visionen oder Halluzinationen erwähnt, die bei anscheinend Gesunden
aufgetreten sind. Ob selbst bei diesen sich doch Geistesstörungen einstellten,
läßt sich nicht ohne weiteres in jedem Falle nachweisen.

Der englische Dichter und Zeichner Blake war sein ganzes Leben von Er-
scheinungen und Visionen beeinflußt. Bald erblickte er einen Baum, auf dem
Engel sitzen, bald prophezeite er, daß ein Mann, der ihm auf der Straße begegnet,
gehängt werden wird, eine Prophezeiung, die viele Jahre später einmal eintritt.
Nachts hatte er oft so fürchterliche Visionen, daß er glaubte, von seinen Dämonen
In Stücke gerissen zu werden. (Lombroso. Genie und Entartung S. 151—
133.1 Tean Paul sah oft (Museum d. Wundervollen S. 322) bei schnellem Erwachen
Wahnmenschen neben sich: einmal nach dem Äufstehen Im Nacht-
Kimme! eine c*roße Wahnmorgen- oder Feuerröte (wie er sie nannte). Bei
der Rückkehr von einer Fußreise sah er einmal einen kindlichen Mädchenkopf
aus seinem Fenster herabschauen, aber im ganzen Hause war kein Kind gewesen
(Enuemoser. Geschichte der Magie S, 113—114). Hieronymus Cardanus
Hätte eine Zeit lang einen Führer, ein Knabe von 11 Jahren, in aschgrauem
Kleid, welcher ihm seine Schicksale, Ärbeiten, Einkerkerung seinem Ruhm
und die Unsterblichkeit seines Namens voraussage (ein Spiritus familiaris —
vertrauter Geistfreund). De vita propria cap. 37.

Gärard de Nerval (französ. Schriftsteller, lebte 1808—55) war nach Ca-
banßs von Tugend auf unstet und zum Trünke hinneigend und halluzinierte.
So sah er Fische aus dem Wasser springen, um ihn den Weg zu weisen, und
hftrte Flüstern: „Die Konigin von Saba erwartet dich!" Eines Tages schleppte
er einen Krebs an einem Strick auf die Straße und machte, nachdem er sich
entkleidet hatte, Flugversuche, so daß er verhaftet wurde. Es handelt sich hierbei
lediglich um krankhafte Halluzinationen. Lombroso, der diesen Fall (Genie
und Entartung S. 145) zitiert, bezeichnet sein Leben als Dementia paranoides.

E. T. H. Hoffmann bekam, vom Älkoho! angeregt, szenische Halluzinationen,
die er nachher in wundervoller Weise wiederzugeben imstande war, Er nahm
manchmal im Moment des Einschlafens ein Gemisch von Farben, Klängen und
Düften wahr, und zwar in einer Ärt Zusammenwirkung. Der Duft des roten
Lauchs machte auf ihn den Eindruck ferner Horpklänge. Seine Halluzinationen


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