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Zentralblatt für Okkultismus.
Monatsschrift
zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften.
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XIII. Jahrgang.
November 1919
5. Heft.
Lebenslicht
Von Julie.Kniese.
Wir sind im allgemeinen gewöhnt, unsre Sprache ziemlich gedankenlos
zu gebrauchen, d. h. wir denken garnicht darüber nach, wie seltsam, oft unverständlich
, ja widersinnig ein Wort bei näherer Betrachtung erscheint, weil wir
die Bedeutung, der es seine Entstehung, die oft Jahrtausende zurückreicht, verdankt
, nicht kennen und uns eigentlich nichts oder nicht viel dabei denken,
Und doch ist so manches Wort, das wir heute noch gebrauchen, der Schlüssel
für eine uralte, verloren gegangene Weisheit. Ein solches Wort ist das Wort
„Lebenslicht". Was heißt „Lebenslicht"? Wer stellt sich darunter etwas vor?
Wir sprechen wohl davon, „einem das Lebenslicht auslöschen," aber es fällt
Vöhl niemandem ein, dabei wirklich an Licht zu denken, sondern man versteht
darunter schlechtweg 5,töten", ohne jedoch darüber nachzudenken, was
ist Leben? Was ist T o d ? Und was bedeutet im Hinblick darauf das Wort
Lebenslicht? Und doch ist darin eine tiefe Wreisheit verborgen, ja mehr
als das, das „Geheimnis des Lebens" überhaupt.
Ich muß den Leser >weit, weit zurückführen in nebelgraue Ferne, an den
Markstein der Schöpfung, an den Änfang der Dinge. Es bleibe jedem Einzelnen
überlassen, wie er über den biblischen Schöpfungsbericht denkt, ob er ihm
Offenbarung, Legende oder Symbol ist. Äber schlagen wir das altehrwürdige
Buch, das so voll ist von Weisheit und Gottesoffenbarung, einmal auf und
lesen den alten, uns aus der Kinderzeit her vertrauten Bericht über die Weltschöpfung
nach. Da steht das gewaltige Wort:
„Und Gott sprach: ,Es werde Licht!', und es ward Licht!" — Das Gewaltigste
, was je geschehen ist. Wir können uns garnicht vorstellen, was es
bedeutet, wenn in eine urewige, undurchdringliche Finsternis, die ein wüstes,
leeres, d. L völlig lebloses Chaos umschließt, urplötzlich ein Strom von
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