Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 215
(PDF, 128 MB)
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den separierten Lutheranern, hart bedrückt und in Verzweiflung, ging sie, nicht
wissend, was tun, in eine große katholische Kirche, betete und weinte. „Huf
einmal wurde es licht vor mir, der Ältar erglänzte und ich sah den Auferstandenen
in Glanz und Herrlichkeit eine gute Weile, und ging getröstet weg, und
es ist mir noch heute vor Äugen wie damals." Verhältnisse und Drängen von
anderen hatten sie bestimmt, wieder zu den Irvinganern zu gehen, aber ihre
Hoffnung, dort Ruhe zu finden, ging nicht in Erfüllung. Sie habe sich von ihnen
leiten und führen lassen, aber allmählig sei ihr der Glaube an die dort vorkommenden
Weissagungen geschwunden. „Ein ganzes Jahr nach dem Tode
jenes Bischofs habe ich unter der Zuchtrute gestanden, da betete ich in einer
Nacht und hatte eine Vision. Ich sah die Herren Geistlichen und zwischen
mir und ihnen einen bösen Geist, der griff mit der Hand in ihre Herzen und
schlug dieselbe Hand dann auf mich, was mir entsetzliche Schmerzen machte,
und verhöhnte mich dann vor ihnen. Ich ließ ihn eine Weile machen, dann
fing ich an zu beten, daß Christi. Blut die Geister binden und mich von ihnen
befreien wolle, da war ich frei, fühlte keinen Schmerz mehr und erwachte." —
Die Qualen dauerten fort, kein Hrzt wußte, was es war. Zuletzt sagte man
ihr, man nenne dieses Übel das „heilige Feuer" (Antoniusfeuer). Sie war am
Leib feuerrot und wund, hatte acht Wochen lang keine Ruhe Tag und Nacht.
Sie beklagte sich gegen einen Geistlichen über diese „furchtbare Behandlung",
der ihr sagte, schon manche hätten unsägliche Leiden durchmachen müssen, und
sie würde nicht mehr gesund werden, wenn sie nicht ihre Ankündigung des
Austritts zurücknehme und wiederkomme. „Ich dachte, du kannst dieses tun,
und wenn es dann besser kommt, so bist du gewiß, daß sie die Schuld tragen.
Ich nahm meine Erklärung zurück, von da an ließen die Schmerzen nach und
ich wurde wieder heil." Aber weil sie kein Vertrauen zu der Sache hatte und
deshalb abermals wegging, so fing das Leiden wieder an. Die bedauernswerte
Frau wollte immer wissen, ob ihr Leiden natürlich sei oder nicht. Sie glaubte
offenbar, daß es von Bezauberung herrühre. Prof. Dr. Perty riet ihr, ihre Vernunft
zusammen zu nehmen, alle religiösen Grübeleien über ihr Seelenheil zu
verbanner, die einfache Lehre Christi zu bekennen; er suchte sie geistig frei
machen. In ihrem letzten Briefe schrieb sie, sie sei noch nicht ganz frei, doch
gehe es besser, sie höffe wieder, ihr eigener Herr zu werden und sich von
keinen anderen Eindrücken bestimmen zu lassen. — Das Leiden dieser Frau,
die nicht zu den eigentlichen Geisteskranken zu zählen ist, beruhte auf ihrer
hysterischen, sensitiven Veranlagung, welche, wie man sieht, den Geisteskranken
ähnliche Erscheinungen zeitigen kann, die sich sogar im physischen Körper
deutlich zeigen.

In besonders merkwürdiger Weise traten bei dem Schneider G. Geistesstörungen
mit Halluzinationen verbunden auf. Vor sechs Monaten wurde er
nach und nach schwer krank, er glaubte, die Welt gehe unter. Er erzählte, daß
er innerhalb sechs Wochen die Welt untergehen sah. Nach und nach löste


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