Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 249
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1919/0253
Äuf meine Anfrage erwiderte der bezeichnete Gelehrte u. a.: Die Lehre von
den biologischen Antizipationen als Gegenstück zu den Atavismen ist meines
Wissens noch nicht behandelt worden. Sie ist aber morphologisch und physiologisch
eine logische Konsequenz der Entwicklungslehre . ... Es wäre sehr
verdienstlich, wenn Sie dieses Thema behandeln würden . . . ."

Da ich es nun im Interesse ersprießlichen Arbeitens für geboten erachte,
sodann es auch für Pflicht halte, an eine solche Ärbeit —- die Möglichkeit bezw.
Ratsamkeit der Bearbeitung durch einen Nichtnaturwissenschaftler vorausgesetzt
— nur heranzugehen mit Wissen und unter der Anleitung des Hitmeisters
der großen Lehre, so wollte ich Ew. Hochwohlgeboren hierdurch den Sachverhalt
mitgeteilt und um gütigen Rat ersucht haben.

In hoher Verehrung .......

Hochgeehrter Herr!

Eine befriedigende Antwort auf Ihre Anfrage würde nur durch eingehende
mündliche Besprechung möglich sein, da der Gegenstand sehr verwickelt ist.
„Biologische Anticipationen" in dem angedeuteten Sinne würden nur mit derjenigen
Auffassung der Entwicklungslehre vereinbar sein, welche die „P r a e -
formations - Theorie akzeptiert und welche gegenwärtig in A. W e i s ~
mann (Freiburg) ihren berühmtesten Vertreter findet. Ich war von jeher
davon Gegner, da ich an der Epigenesis (im Sinne von Wolff und Kant)
festhalte.

In §§ 14—16, 199, 278—280 einer kürzlich erschienenen „Systemat. Phylo-
genie" habe ich diesen monistischen Standpunkt präzisiert; ebenso in meiner
Anthropogenie (IX. Aufl. 1891, XXIII, 836 usw.).

Wegen der physiologischen Erklärung des Hypnotismus verweise
ich Sie auf die Schriften von W. Preyer. Die natürliche Erklärung (durch
Vorgänge in den Nerven-Zentren) hat bei dem heutigen Zustande unserer physiologischen
und psychiatrischen Kenntnisse im Prinzip keine Schwierigkeit
mehr; rn einzelnen ist noch vieles dunkel.

Vor den interessanten Schriften von Karl du Prel ist nachdrücklichst
zu warnen, da dieser phantasiereiche Schriftsteller leider der unentbehrlichen
Vorkenntnisse entbehrt, welche nur durch gründliches Studium
der Anthropologie (insbesondere Anatomie, Histologie, Physiologie, Ontogenie,
Psychiatrie) gewonnen werden können. Näheres könnte Ihnen Prof. W. Preyer
(in Wiesbaden) mitteilen.

Hochachtungsvoll
• Ihr ergebener

E. Haeckel.


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