Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 271
(PDF, 128 MB)
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„Herr Professor, etwas, das so mit Spannung erwartet wurde oder mit Vorurteil
, das wirkt bei prächtigem Sonnenuntergang, mit dem Waldesgrün und dem
prachtvollen Parkgitter als Hintergrund, immer wie ein Bild."

Man war in den Musiksaal getreten, und nachdem Scelderupp die neu Angekommene
auch den übrigen Herrschaften und seiner Frau vorgestellt hatte,
schritt er zum Flügel und begann die Ouvertüre zu seiner neuen Oper.

Zwanglos hatte man sich gruppiert; man saß nicht auf reihenweise geordneten
Stühlen, sondern auf den vielen kleinen bequemen Sofas, die überall aufgestellt
waren, auf Ledersesseln und Goldstühlen um den Flügel herum oder m
Nischen.

Es war ein genial angelegter Saal, ganz auf Bequemlichkeit, Äkustik, Glanz
und Pracht berechnet. Die Nüchternheit, die viele Musiksäle aufweisen, fehlte
hier vollständig. iv

Die Baronin Bekh war von der Hausherrin auf eine kleine erhöhte Balustrade
geführt worden, da sie gebeten hatte, man möge sie ein wenig isoliert
plazieren, weil sie dann mehr Genuß von der Musik habe.

Äuf der Balustrade herrschte ein Halbdunkel, denn sie befand sich in der

<

äußersten Ecke des Musiksaales und war eingefriedet mit einem Gitter aus alter,
genuesischer Schmiedearbeit, die so dicht war, daß es das ohnehin durch farbige
Glühbirnen gedämpfte Licht noch mehr verdunkelte.

Die Baronin setzte sich auf einen der hohen Kirchenstühle, die ein Kleinod
des altertumliebenden Scelderupp waren, und hörte, das schöne Haupt zurückgelehnt
, den Tönen zu, die der Komponist in meisterhafter Weise dem Instrument
entströmen ließ.

Leutnant v. Körber stand unterhalb der Balustrade an eine Porphyrsäule
gelehnt und betrachtete von hier aus verstohlen das durchgeistigte Gesicht der
Baronin, soweit ihm dies das Halbdunkel gestattete. In der Nähe des Flügels
saßen Prof. Heller und seine Frau und neben diesen auf einem Samtstuhl von
venezianischer Holzschnitzerei der alte Staatsrat. Heller hatte bemerkt, daß die
Baronin Bekh ganz allein im Hintergrunde des Saales saß und machte eben eine
diesbezügliche Bemerkung zu seiner Frau, als die Gestalt der Baronin plötzlich
neben dem Staatsrat erschien. Sie nahm auf einem Taburett Platz, das eingeklemmt
zwischen dem Sitz des Staatsrates und einem Notenschranke sich befand
. Die lichtbraunen Äugen in einer eigentümlich starren Weise geradeaus
gerichtet, schien sie andächtig der Musik zu lauschen. Niemand hatte bemerkt,
daß sie die Balustrade verlassen und sich zu den vorderen Zuhörern gesellt hatte.

Frau Prof, Heller konnte einen kleinen Äufschrei bei dem geheimnisvollen,
durch nichts vorbereiteten Erscheinen der Baronin nicht unterdrücken, und eine
allgemeine Bewegung entstand. Doch hatte man so viel Takt, den Meister am
Klavier nicht zu stören, und so wurde es wieder still im Saale. Professor
i Heller hatte rasendes Herzklopfen bekommen und konnte das Ende des Musik-


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