Freiburger historische Bestände - digital

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fürchteten oder erwarteten Dinges als jenes, „auf das man hoffet." Du erhältst
also die Substanz des Übels. Und wirst nach demselben Gesetz kränker
und schwächer, das dir, anders befolgt, Gesundheit brächte. Man lehrt dich,
an die Krankheit mehr zu glauben als an die Gesundheit. „Euch geschehe
nach eurem Glauben!" sagt aber die Bibel. Und so wird dir die Krankheit,
weil du an die Krankheit glaubtest.

Die Natur kennt kein Ältern in unserem Sinne des Wortes. Sie entledigt
sich ihrer abgetragenen körperlichen Hüllen oder Äusdrucksformen. Wir
sagen, der Baum stirbt ab. Äber sehen wir nicht den neuen Baum, der aus
dem morschen Stumpf des alten hervorsproßt? Es ist derselbe Baum. Mit
anderen Worten: es ist der Geist oder die Kraft des Baumes, die wir alt
nannten, die sich aber in einer neuen stofflichen Äusdrucksform materialisierte
. Dieser Prozeß vollzog sich ungezählte Zeitalter hindurch. Diese bestimmte
Baumgattung war vor langvergangener Zeit weit rauher, als sie es jetzt
ist. Sie verfeinerte sich in aufeinanderfolgenden Neuwuchsen und wird sich
immer wieder verfeinern.

Im ganzen Reiche 3es belebten und organischen Lebens finden wir Perioden
der Verbesserung und Wiederherstellung, die einer gewissen Neuheit und
Erneuerung des Lebens und der Lebensform vorangehen. So, wenn der Krebs
oder Hummer seine Schalen abwirft, die Schlange ihre Haut abstreift, der
Vogel zur Zeit der Mauserung sein Gefieder wechselt oder das Pelztier sein
Kleid erneuert. Bei all diesen Organisationen geschehen noch andere
Wechsel, die wir nicht sehen. Während dieser Perioden sind der Vogel, der
Vierfüßler oder der Fisch schwach und untätig. Die Natur braucht während
dieses Wiederaufbaues, der innerlich und äußerlich vor sich geht, Ruhe.

Jedes Gesetz der Natur, das wir bei den niedrigeren Organisationen
beobachten, dehnt sich auch auf die höheren aus. Das gilt auch für die Menschheit
. In jedes. Menschen Leben gibt es nämlich vorübergehende Perioden, wo
alle Tätigkeiten, Kräfte, Organe und Funktionen schwerfälliger und träger sind.
Wir machen dann eben unsere Mauserung durch. Die Natur legt uns gleichsam
zum Zwecke des Wiederaufbaus hin. Und wenn wir ihrem Verlangen gehorchten
, besäßen wir in wenigen Wochen oder Monaten ein erneuertes Leben
und einen erneuerten Körper. Älles, was die Natur von uns verlangt, ist,
daß wir unserem Geiste und Körper jene Ruhe geben, die sie braucht, solange
sich Geist und Körper in ihrer „Reparatur-Werkstätte" befinden.

Wir sprechen von den Menschen in den sogenannten besten Jahren als
von jenen, die die größte Kraft und Rüstigkeit erreicht hätten. Nach dieser
Zeit „will es das Gesetz der Natur", daß wir nach und nach „zum dürren
und gelben Blatt hinwelken." Dieser Glaube an das Älter und die Altersschwäche
macht durch das besagte Gesetz alt und altersschwach.

Das gewisse „gefährliche Älter," in das du in mittleren Jahren oder etwas