Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 303
(PDF, 128 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1919/0307
Die meisten Dilettanten geben das Musizieren auf, sobald sie merken, daß
sie keine Begabung hierfür haben, und unter Hunderten hat kaum einer Talent!
Während das Musizieren für den Virtuosen eine Erholung zu sein pflegt, ist
es für den Talentlosen eine Strapaze. Unter den gewaltsamen, nicht mit
dem nötigen Geschick und der erforderlichen Liebe gemachten Anstrengungen
werden die Nerven überreizt und geschwächt. Das Interesse der Zuhörer ist
in Fachkreisen gewiß am größten, da der Laie nur selten Stücke zu hören bekommt
, die nach seinem Geschmack sind und die ihn „packen16.

Der Geschmack ist aber sehr verschieden. Während der eme nur
für die künstlerisch vollendeten melodiereichen Tonwerke Richard Wagners
schwärmt, will ein anderer lieber Strauß'sche Walzer und ein Dritter Mozartsche
Sonaten hören.

Der Zuhörer kann unter Umständen binnen einigen Viertelstunden seine
geschwächten Nerven derart stärken, daß er sich vollständig wiederhergestellt
wähnt — bis aufs neue schädliche Einflüsse auf ihn einstürmen. —

Man hört viel Musik, weiche der Kenner nur mit „störendes Geräusch"
bezeichnen kann, während sie der Laie „schön44 findet. In Ungarn ist fast
jeder musikalisch veranlagt und findet man selbst unter den in den Höfen
spielenden Musikanten oft Virtuosen.

Das Publikum ist aber so daran gewöhnt, daß derartige Kunstleistungen
als ganz selbstverständlich gelten. Die Ungarn und Italicner sind die musik-
liebendsten, heitersten und — nervenstärksten Völker

Das südliche Klima und Leben gibt Mut, und diesen weiß der Südländer
mittelst Musik in Frohsinn umzusetzen!

In Rio de Janeiro spielen in den Kaffees während der „Siesta" sogenannte
Trios, aus je einem Violinisten, einem Harfenisten und einem Flötenbläser bestehend
. Diese Trios spielen meisterhaft. Der Europäer, der die geheimnisvoll
klagende, bald ungestüm jubiLerende, alles mit sich fortreißende Musik zum
ersten Male hört, verfällt in einen träumerischen Zustand, der äußerst wohltuend
und nachhaltig auf seine Nerven wirkt.

Während meines Äufenthaltes in Rio de Janeiro ging ich daher mit
Vorliebe während der Musikzeit in ein Kaffee, besonders wenn ich übler
Laune war oder Ärger gehabt hatte, und verließ in etwa einer Stunde das
Lokal jedesmal voll Heiterkeit und Hoffnung. Diese tiefempfundene edle Musik
versetzte mich jedesmal in eine Stimmung, in der ich die ganze Welt hätte
umarmen können. Harmonie erzeugt stets Harmonie. —

Während selbst die beste Musik auf Unmusikalische keinerlei Eindruck
macht, wird der Musikliebende unwiderstehlich ,.mit fortgerissen". 'Ging
ich in gedrückter Stimmung zu einem Ball, so versetzte mich eine schwärmerische
, einschrrieichelnde Musik stets in eine fröhliche Verfassung.

Die sämtlich» Vogelstraußpolitik der ganzen Welt wird an der Tat-


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