Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 395
(PDF, 128 MB)
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Koexistenzen (Nebeneinander). Unsere Vorstellungswelt ist ein Produkt der
Welt der Wirklichkeit, kann also schon deshalb kein Äbbild des Seins sein.
Der eigentliche Zweck des Denkens ist also nicht das Denken und seine Produkte
, sondern das Handeln, und in letzter Reihe das sittliche Handeln.
Das Mittel zu diesem sittlichen Handeln ist die objektive Welt als Vorstellungswelt
. Schon Fichte nannte die Welt das Material des sittlichen Handelns
. Daher ist unsere Vorstellungswelt ein Denkmittel, ein Werkzeug, um uns
das Handeln in der wirklichen Welt zu ermöglichen. Der Form nach ist diese
von uns gebildete objektive Vorstellungswelt ein reich subjektives Gebilde.
An diesem Gebilde ist nur die in diesem Bilde gewahrte Unveränderlichkeit der
Sukzessionen und Koexistenzen echt. Prof. Vaihinger leugnet geradezu, daß
die von uns vorgestellte Welt Erkenntniswert besitzt. Wohl aber besitzt
sie praktischen Wert, indem sie uns das Handeln ermöglicht. Die Bestimmung
der ganzen Vorstellungswelt ist also durchaus nicht, ein Äbbild der
Wirklichkeit zu sein (das wäre ganz unmöglich!), sondern sie hat nur die Bestimmung
, ein Werkzeug zu sein, um uns leichter in der Wirklichkeit zurechtzufinden
. Die logischen Prozesse haben nur den Zweck, das Leben der Organismen
zu erhalten und zu bereichern. Sie sollen den organischen Wesen
ihr Dasein vervollkommnen und als Vermittlungsglieder zwischen den Wesen
dienen. Zur Erfüllung dieses Zweckes ist also die Vorstellungswelt das geeignete
Gebilde. Schon die einfachsten Empfindungen sind kein Abbild der
Wirklichkeit, sondern bloß ein Maßstab, um die Veränderungen der Wirklichkeit
zu messen.

Begriff, Irrtum und W ahrheit.

Eine nicht minder wichtige Frage ist die, ob ein Begreifen der Welt möglich
Hst. Schon Kant hat nachgewiesen, daß ein Begreifen der Welt vollkommen
unmöglich ist, weil alles Begreifen immer nur in Kategorien erfolgt, die
in letzter Reihe immer nur analogische Apperzeptionen sind. Unsere Vorstellungswelt
dient nur dazu, die Vermittelung zwischen Empfindungs- und
Bewegungsnerven immer reicher, feiner, zweckmäßiger und leichter zu machen.
Wir dürfen nie vergessen, daß uns einzig und allein nur Empfindungen, bzw.
gewisse Hufeinanderfolgen von Empfindungen gegeben sind. Aus diesen Empfindungen
bezw. deren Resten bauen wir unsere Vorstellungswelt auf, die dazu
dient, zwischen verschiedenen Empfindungszentren eine leichtere Vermittelung
zu schaffen. Durch. Verdichtung bzw. Verbindung usw. der Empfindungen,
die im /Gehirn vor sich geht (d. h., in dem Teil der Wirklichkeit, den wir
als Gehirn anschauen), wird ein höheres, entwickelteres Gebilde erzeugt, das
den Dienst leistet, daß durch dieses Gebilde das menschliche Handeln "erleichtert
und vervollkommt wird. Das, was wir Begriff nennen, ist nur ein
Hilfsmittel zur Erfassung der Wirklichkeit, denn ohne Begriffe könnten wir
in der Welt nicht handeln, also mit ihr nichts anfangen. Real ist allein das


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