Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 416
(PDF, 128 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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—- wenn auch nur teilweise und unvollkommen — mit den Gedanken und Gefühlen
Gottes übereinstimmen, der ja ebenfalls — obschon in weit höherem
Grade und mit unendlich größerer We'sheit und größeren Mitteln — die ganze
Menschheit mit seiner Älliebe umfaßt. Nur die Notwendigkeit, für den Leib
zu sorgen, bedingt bei einem solchen Menschen noch egoistische Gedanken
und Gefühle. Mit dem Übertritt ins Jenseits hört aber diese Notwendigkeit auf.
Gleichzeit g erweitert sich sein Wirkungskreis und wächst seine Weisheit. Und
nun denken Sie sich einen menschlichen Geist, der im Jenseits die höchste für
ihn erreichbare Stufe der Vollkommenheit erre'cht hat, so muß derselbe nicht
bloß in noch viel höhern Maße und mit viel größerer Weisheit für die Gesamtheit
aller geistigen Wesen denken und fühlen und sich selbst hierbei' gänzlich
vergessen, sondern er muß gleichzeitig auch einen Wirkungskreis besitzen, der
sich viel weiter ausdehnt, als wir uns denken können, mit andern Worten, im
Denken und Fühlen eines solchen Geistes verschwindet die eigene egoistische
Individualität, er fühlt sich mit Gott völlig eins. Das und nichts anderes bedeutet
die Vereinigung des endlichen menschlichen Geistes mit dem unendlichen
Geiste Gottes im Nirvana.

Der zweite vulgäre Irrtum, der zu korrigieren ist, bezieht sich auf die
Äskese (Kasteiung), welche von der indischen Theosophie angeblich so hoch
gestellt wird, daß die Menschheit fürs praktische Leben unbrauchbar würde,
wenn sie dieser Lehre folgte. Die indische Theosophie lehrt allerdings, daß
der Mensch durch richtige Äskese seine okkulten Seelenkräfte steigern könne.
Ällein sie stellt dies nicht als Selbstzweck hin, sondern nur als Mittel zum
Zweck. Wer die Äskese zum Selbstzweck macht, handelt egoistisch und hat
nach der indischen Theosophie, ebenso wie nach der christlichen, seinen Lohn
dahin. Äußerdem läuft ein solcher Mensch große Gefahr, ein schwarzer Magier
zu werden. Unter „schwarzer Magie" versteht die indische Theosophie die
Äusübung okkulter Kräfte zum Schaden anderer Menschen. Das Schicksal
aber, das nach der indischen Theosophie den schwarzen Magier im Ienseits
erwartet, ist das denkbar schrecklichste. Er geht, wie übrigens auch andere
dem Guten absichtlich Widerstrebende — man denke an die christliche Lehre
von der Sünde gegen den heiligen Geist — in der mysteriösen achten Sphäre
langsam und unter furchtbaren Qualen der Vernichtung entgegen.

Der dritte häufige Irrtum, den ich früher selbst gehegt habe, ist, daß d e
indische Theosophie die Erkenntnis weit höher stelle als die Liebe und
dadurch in einen bemerkenswerten Gegensatz zum Christentum trete. Zum
Teil mag dies richtig sein, Äber man darf nicht zu weit gehen. Sagt doch
z. B. Dr. Franz Hartmann in seinen „Denkwürdigen Erinnerungen":

„Das Reich Gottes ist die heilige Liebe. Der Himmel der L'ebe wird
nicht durch das Wissen von Theorien sondern nur durch die Liebe erlangt.
Nicht das Grübeln und die Vorstellung, sondern die Liebe führt uns in das
Reich Gottes. Finden wir dieses Reich in uns selbst, so wird der Herr dieses


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