Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 483
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1919/0487
— 483 —

^stellite mich kürzlich zu einer persönlichen Begegnung nach München. Wir
trafen uns dort in der Familie eines ihr befreundeten Kunstmalers, dessen
Frau selber schon Träume ähnlicher Art über mich hatte, ohne mich je
gesehen zu haben. Ich bemerke, daß die Frau des Malers, eine junge
Dame aus alter Offiziersfamilie, okkultistischen oder spiritistischen Dingen
ebenso fern stand wie ich und bisher das in ihren Kreisen herkömmliche,
oberflächliche Gesellschafts- und Modeleben geführt hatte. Wir unterhielten
uns auch bei unserer Begegnung in diesem Ton. Da geschah das Merkwürdige
, doppelt merkwürdig deshalb, weil „es" ganz ungewollt und wie
von selbst kam:

Während einer Gesprächspause lehnte sich die junge Malersfrau im
Stuhle zurück und fiel in Schlaf, ein Spiritist würde wohl „Trance"
sagen. In diesem Zustand hatte sie folgende Gefühle, die sie während
des Schlafes schon in Stichworten näher bezeichnete und nach dem Erwachen
noch ausführlicher schilderte:

Im ersten Gesicht, das sich offenbar auf eine ferne Vergangenheit
bezog, sah sie mich als Germanenfürsten in der Schlacht. Ich hatte den
Helm verloren und trug eine breite Wunde in der Brust. Ich rief fortwährend
: „Licht, Licht, Licht!"

Das zweite Gesicht bezog sich wohl auf die Zukunft. Sie sah mich
Mer als „Sonnengott" in unbeschreiblicher Schönheit, auf dem Sonnenwagen
, von vier schneeweißen Eossen gezogen. Die ganze Menschheit, die
untern auf unabsehbarer Ebene steht, jubelt mir zu.

Das dritte Gesicht, das mir auf neue und nahe Gegenwartsereignisse
zu weisen scheint, ist wieder sehr ernster Art. Die Seherin ließ sich
-dabei schlafend vom Stuhle gleiten und legte sich, die Arme ausbreitend,
auf den Fußboden.. Dort spricht sie weiter: „Ich liege im Graben . . .
Über meiner Stirne steht ein hölzernes Kreuz . . . Ich kann durch die
Erde sehen und atmen . . . Die Erde rieselt durch meinen Leib ..."
Dann wendet die Schlafende schaurig stöhnend das Gesicht und ruft: „Es
gibt oorh Krieg! . . . Ich sehe Blut, viel Blut ... Es sickert auf mich,
Ich bin schon ganz naß vom Blut . . ., oh, oh!" Sie wischt krampfhaft
iöber das Gesicht, als wollte sie das Blut entfernen.

Jetzt war es Zeit, die Schlafende zu wecken, was mit einiger zarter
Mühe gelang. Nach kurzer Zeit war die junge Frau wieder so lebfrisch
find inunter, wie vorher auch.

Ihre Freundin, die Frau aus Frankfurt, suchte die Erscheinung damit
jzu erklären, daß mein „Od" unbewußt und ungewollt den Schlafzustand
Jherbeiführte. Dieses „Od" nannte die Malersfrau meinen „Genius", mein
Jhoberes und eigentliches Ich, das sich ihr auch im wachen Zustand zeigte.
Deaan bald darauf starrte sie mich wie entgeistert an. „Jetzt", rief sie,
-„verschiebt sich Ihr Gesicht und ich sehe Ihr leuchtendes Selbst, den Genius."


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