Freiburger historische Bestände - digital

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betes genau feststellen kann: die Buchstaben, die Eolf selten braucht,
haben die höchsten Zahlen, während die am meisten gebrauchten die niedrigsten
Zahlen aufweisen. Die drei von mir eingefügten Buchstaben benutzt
Eolf nie, als wollte er mir beweisen, daß sie ganz und gar unnötig
sind. Von mir stammen die Buchstaben: q v x. Eolf erkennt auch ihm
vorgehaltenes Geld und zählt Blumen aus einem Strauß nach Farbe und
Gattung. Er unterscheidet auch hohe und tiefe Töne auf jedem Instrument,
sogar ist er imstande, anzugeben, wieviel Töne ein gespielter Akkord hat.
Sein Gedächtnis ist glänzend. Er merkt sich Namen und Zahlen, die er
einmal gehört hat, auf lange Zeit hinaus. Er arbeitet nicht nur mit mir,
sondern auch mit ihm sympathischen Personen, die er lange genug kennt.
Ist ihm allerdings jemand unsympathisch, so ist er sogar nur schwer zur
Arbeit zu bringen, solange der oder die Betreffende im Zimmer ist. Was
er klopft, ist natürlich phonetisch geschrieben, also dem Klange nach; an
Orthographie haben wir das Tier selbstredend nicht gewöhnt. Seine eigensten
Äußerungen sind ganz reizend.

So hat er kürzlich bei Gelegenheit eines Landaufenthaltes mich durch
sein Interesse an den verschiedensten Vogelstimmen in Wald und Feld angenehm
überrascht. Im Wald hört er auf jedes Geräusch mit gespanntester
Aufmerksamkeit und pflegt mich unsanft zu kratzen, wenn ich nicht gleich
bemerke, daß er etwas nicht kennt. Jeden Vogelruf muß ich ihm erklären,
und ich konnte an seinen glänzenden Augen erkennen, ob er mich verstand.
Einmal nun weckte er mich während der Nacht und klopfte mir viele
Pfotenschläge auf die Bettdecke. Ich machte Licht, nahm das Alphabet
zur Hand und fand zu meinem Entzücken, daß Eolf klopfte: „Fogl hörn
— hrn Fogl" (Vogel hören — hören Vogel). Ich lauschte in die Nacht
hinaus und vernahm die monotonen Schreie eines Steinkauzes. Ich sagte
nun Eolf, was für ein Vogel das sei, und machte auch etliche Male den
Schrei nach. Eolf legte sich beruhigt wieder auf sein Lager und störte
mich in dieser Nacht nicht mehr. Am nächsten Morgen fragte ich ihn
natürlich gleich, wie der Vogel heiße, den er in der Nacht gehört habe,
und bekam prompt die Antwort: „Gauds" (Kauz).

Eine andere sehr nette Begebenheit trug sich am Vogelkäfig zu.
Eines meiner wertvollsten Kanarienweibchen saß trauernd auf seinem
Stäbchen, wie mir schien, dem Tode nahe. Es holte kein Futter, trotzdem
ich ihm seine Lieblingsbissen verabreichte. Eolf, der mit großen Augen
mir zusah, schnupperte ganz nahe den Vogel an. Ich fragte Eolf: „Eolf,
was machen wir nun mit der armen Grete? Sieh mal, wie krank sie ist,
sie wird mir sterben, was machen wir nur?" Eolf sah mich mit großen
Augen an und klopfte: „Aden" (füttern). Ich war nun einen Moment so
klug wie vorher, bis ich versuchte, das Tierchen mit der Hand zu füttern.
Ich nahm es zu dem Zweck aus seinem Käfig und hielt ihm die Nahrung