Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
13.1919/20
Seite: 562
(PDF, 128 MB)
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562 —

Alle, die wir anwesend waren, besichtigten die Siegel, worauf die
Kiste hinausgetragen und in eine Vertiefung versenkt wurde. Mich überkam
ein furchtbares Grauen und der starke Wunsch, ich hätte dieser
Prozedur nicht beigewohnt. Sefen Pascha, der erste Minister vom Hofe
von Ägypten, beruhigte mich und sagte: „Sie brauchen sich gar nicht aufzuregen
, liebe Gräfin, ich habe dieselbe Sache schon einigemale erlebt.
Wie es zugeht, weiß ich nicht, aber das kann ich Ihnen bestimmt versichern
, daß nie solch einem Eingegrabenen auch nur das mindeste geschehen
wäre!"

Acht Tage vergingen — ich hatte keine ruhige Stunde! Ich mußte
immer an den Begrabenen denken. Endlich bat ich den Vizekönig inständigst
, er möge schon endlich die Ausgrabung anbefehlen! Denselben
Abend wurde sie veranlaßt und die Auspackung geschah in demselben
Saal, in welchem acht Tage vorher die Einpackung vorgenommen wurde.

Wir waren alle wieder versammelt. Mein Herz klopfte zum Zerspringen
, ich erwartete bestimmt, eine Leiche zu sehen. Die Kiste wurde
geöfnet, der Fakir herausgehoben und auf den Boden gesetzt. Er war
in derselben hockenden Stellung, in der er hineingesetzt worden war, in
fast nacktem Zustande. Nun wurde der Körper von mehreren Dienern
zugleich fortgesetzt mit warmen Öl abgerieben. Nach ungefähr einer
Viertelstunde konnte der Körper langsam gestreckt werden, so daß er
auf den Rücken zu liegen kam. Die Abreibungen wurden eifrig fortgesetzt
. Endlich hob ein tiefer Atemzug seine Brust. Der ganze Mensch
sah aus wie ein mit brauner Haut überzogenes Skelett. Nun setzte man
ihn auf und lehnte ihn mit dem Rücken an einen an der Wand stehenden
niederen Diwan. Die Füße unterschlugen sich gleichzeitig, wie mechanisch,
von selbst in der Art, wie die Orientalen zu sitzen pflegen. Wieder verging
eine Zeit, in der man ihn unberührt ließ. Plötzlich richtete sich der
Fakir ohne jede Hilfe gerade auf, kreuzte die Arme über der Brust, blickte
mit halbgeschlossenen Augen um sich und schritt langsam in eine Ecke
des Saales, wo er sich mit untergeschlagenen Beinen niederließ. In der
Mitte dieses Saales befand sich, wie in vielen Wohnräumen in Ägypten,
ein großes steinernes, mit Wasser gefülltes Bassin. In dessen Mitte war
ein Springbrunnen, welcher aber nicht in Betrieb war. Um das Bassin
zu entleeren, mußte ein Saugrohr hineingelassen werden. Da der Boden
des Bassins aus Stein war, konnte das Wasser nur von oben erneuert
werden.

Nun fing der Fakir an, seinen rechten Arm gegen das Bassin zu in
horizontaler Weise zu bewegen. Das Wasser, welches bis dahin ganz
spiegelglatt war, fing an, sich leise zu kräuseln. Schließlich entstanden
kleine Wellen, welche sich stets vergrößerten. Endlich sah die Wasserfläche
aus wie ein vom Sturm gepeitschter See im kleinen. Wir waren
sprachlos.


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