Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
14.1920/21
Seite: 41
(PDF, 132 MB)
Bibliographische Information
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noch, daß es zwar kein ernster Fall sei, er aber doch um eine Untersuchung
bäte. Beim Betreten der Wohnung war zu seinem Erstaunen das Kind schon
gestorben.

Diese Episode gab O. Rüdel Veranlassung, in jahrelangem Bemühen nach
sicheren Anzeichen für den herannahenden Tod zu suchen. Zunächst schienen
Puls und Temperatur in ihren extremen Höhen oder Tiefen hierfür ein sicheres
Prognostikum zu sein ; doch sind die Fälle, wo man durch den Puls mit Sicherheit
auf den Tod schließen kann, sehr beschränkt. Bei großen Blutverlusten
läßt dieses Kriterium ganz im Stich. Das Gleiche gilt von hohen Temperaturen.
Die Vereinigung von Puls und Temperaturkurve, wie sie die berüchtigte Toten-
kreuzkurve darstellt, tritt nur bei wenigen Infektionskrankheiten in die Erscheinung.

Schließlich fand Rüdel, daß es nur ein sicheres Symptom gibt, um den Tod
vorhersagen zu können; nämlich das Verhalten der Ausatmungsluft. Sie nimmt
nämlich vor dem Tod bei vielen Menschen einen ausgesprochenen Leichengeruch
an. Um das zu konstatieren, lasse ich den Patienten mit offenem Mund tief
atmen, beuge mich über die Brust, um so dem Munde des Kranken möglichst
nahe zu sein. Hierbei konnte ich häufig den spezifischen Geruch feststellen. Er
ist jedoch so gering, daß man ihn schon in !/s Meter Entfernung kaum mehr
wahrnimmt. Die Kranken selbst bemerken ihn meistens nicht; nur einmal klagte
mir ein Patient, daß er einen eigentümlichen, unangenehmen Geruch verspüre.
Zweifellos ist darauf auch die öfters gemachte Erfahrung zurückzuführen, daß
Hunde sich von ihrem sterbenden Herrn abwandten. Eine nähere Beschreibung
dieses Geruches ist, wie bei allen Gerüchen, ungemein schwierig. Am besten
vergleicht man ihn mit dem Geruch von frischen Leichen. Es ist schwer, nach
verwandten Riechstoffen zu sucheu; Schwefelwasserstoff und frischer Kalk erinnern
ungefähr daran. Getäuscht wurde ich nur einmal, als der Patient reichlich
frische Milch getrunken hatte und die Milchreste noch mehrere Stunden
später im Munde zu sehen waren. Die Zeitdauer, die von der ersten Beobachtung
bis zum Tode verstreicht^ schwankt von einigen Stunden bis zu etwa anderthalb
Tagen. Leider hat dieses Charakteristikum des Todes einen Nachteil: es
tritt nämlich nicht bei allen Sterbenden auf.

Man kann aber als Regel aufstellen: ist das Symptom vorhanden, so tritt
der Tod mit absoluter Sicherheit innerhalb der nächsten 48 Stunden ein, selbst
dann, wenn der Patient sich scheinbar wohl befindet und Puls und Temperatur
sich nicht ungünstig verhalten. Fehlt das Zeichen, so ist mit großer Wahrscheinlichkeit
ekie direkte Lebensgefahr für die nächsten 6—10Stunden ausgeschlossen.

Eine eigenartige spiritistische Sitzung. Von Manfred Vorsud. Im
Jahre 1913 hatten wir iii Berlin einen regelmäßig sich zusammenfindenden spiritistischen
Zirkel. Es nahmen daran 4 Damen und 3 Herren teil und wir hatten
einige gute Erfolge.

Meine hohe geistige Führung gab mir eines Tages zu verstehen, daß ich
mich nicht zu eifrig an diesen Sitzungen beteiligen solle, ich würde dadurch am
geistigen Fortschritt entschieden behindert.

Ich sagte also mehrere Wochen nacheinander die Zusammenkünfte ab,
erhielt aber im September 1913 ein Briefchen von der Dame, bei der unsere
Sitzungen stattzufinden pflegten, ich möge doch am Abend zu ihr kommen, sie
habe einem Freunde auf seine Bitte die Teilnahme an einem Zirkel zugesagt
und auch an unsre andern Mitglieder Einladungen geschickt.

Unter dem Druck, meinen Bekannten nicht ungefällig erscheinen zu wollen,
ldeidete ich mich um und fuhr zu .ihr. Ich hatte einen ganz schwarzen Anzug


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