Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
14.1920/21
Seite: 102
(PDF, 132 MB)
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Nur in gewissen Gelehrtenkreisen wurde sie unoffiziell noch gepflegt
und konnte sich so retten in das Zeitalter Goethes und Schillers unserer
Klassiker.

Nachdem schon Dante bekundet hatte: „Folge nur deinem Herrnt
Wenn der Himmel dir Ruhm verkündet, kannst du ihm nicht entfliehen!"
Konnte später auch Klopstock (im „Messias") versichern: „Glaube nicht,
daß ich fabele, wenn ich von den Seelen euch singe der Sterne!"

Daß Goethe bei der Beschreibung seines Lebens astrologische Konstellationen
berücksichtigte, dürfte allgemein bekannt sein. Daß er sich
aber noch tiefer in den Geist der Astrologie versenkte, ihm daher astrologische
Vergleiche naheliegen, beweist u. a. ein Gespräch mit Falk, nach?
Wielands Tod (zu lesen im „Westöstlichen Divan"), da es heißt:

„Ja, wenn wir den Bau unseres Gehirns genauer kennen würden und.
die Beziehungen desselben zu l, nebst den tausendfachen Fäden, an welchen
die Gedanken hin- und herlaufen!"

Dem Dichterfürsten war es auch gelungen, seinen Freund Schiller
mehr für Astrologie zu interessieren und ihn schließlich dafür zu gewinnen.
Denn nur ungern, ja widerwillig scheint letzterer das astrologische Motiv
im „Wallenstein" verarbeitet zu haben. Daher verweist Goethe dem Freund
die Geringschätzung der Astrologie in einem Briefe mit folgenden Worten;

„Der astrologische Aberglaube ruht auf dem dunklen Gefühle eines
ungeheueren Weltganzen. Die Erfahrung spricht, daß die nächsten Gestirne
einen entschiedenen Einfluß auf Witterung, Vegetation usw. haben;
man darf nur stufenweise immer aufwärts steigen und es läßt sich nicht
sagen, wo diese Wirkung aufhört. Findet doch der Astronom überall
Störungen eines Gestirnes durch das andere; ist doch der Philosoph geneigt
, ja genötigt, eine Wirkung auf das Entfernteste anzunehmen. So
darf der Mensch im Vorgefühl seiner selbst nur immer etwas weiter
schreiten und diese Wirkung __aufs Sitttliche, auf Glück und Unglück ausdehnen
. Diesen und ähnlichen Wahn möchte ich nicht einmal Aberglaube
nennen, er liegt unserer Natur zu nahe, ist so leidlich und läßlich als
irgend ein Glaube.

Nicht allein in gewissen Jahrhunderten, sondern auch in gewissen
Epochen des Lebens, ja bei gewissen Naturen tritt er öfter, als man
glauben kann, herein. Hat doch der verstorbene König von Preußen bloß
darum auf den „Wallenstein" gehofft, weil er erwartete, daß dieses Wesem
ernsthaft darin behandelt sein würde etc."

Darauf Schiller an Goethe:

„Es ist eine rechte Gottesgabe um einen weisen und sorgfältigen
Freund, das hab' ich bei dieser Gelegenheit aufs neue erfahren. Ihre Bemerkungen
sind vollkommen richtig und Ihre Gründe überzeugend. Ich


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