Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
14.1920/21
Seite: 109
(PDF, 132 MB)
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einem langen schwarzen Mantel bekleidet war, entsprechend den ihr al&
unerläßlich hingestellten Bestimmungen des Rituales. Ihr geliebter Kanarienvogel
mußte trotz aller Einwendungen hinein in die Zauberkreise, um einea
immerhin möglichen „magischen Rückschlag" aufzufangen — so hatte es,
der Adept der zeremoniellen Magie verlangt. Zu ihrem Schmerze sei das.
arme Tier schon bei der ersten Beschwörung in seinem Käfig unter krankhaften
Zuckungen verendet. Bei der dritten Anrufung der Mars-Dämonen*
habe sie in den vom grellroten Lichte einer magischen Laterne bestrahlten
Rauchwolken so grauenhafte Gebilde geschaut, daß sie entsetzenerfüllt in
ihr Schlafzimmer flüchten wollte. Der Magier habe ihr mit brutaler Gewalt
das Verlassen der Zauberkreise verwehrt. Dabei sei das auf einem
Dreifuß stehende Räuchergefäß von seinem Tische heruntergefallen und in*
Stücke zerbrochen.

„Das alles stimmt hargenau mit der Vision Rafael Schermanns, sogar-
in dem ganz nebensächlichen Detailjüber den Dreifuß des Rauchergefäßes" —
unterbrach ich die schönq Erzählerin.

„Rafael Schermann", murmelte sie, „von dem habe ich viel gehört,
in Theosophenkreisen. Er soll ein ganz guter Hellseher sein, aber auf
Tausende von Jahren, auf unsere vergangenen Erdenleben vermag er dock
nicht zurückzublicken, wie die nächstbesten Meister der theosophischem
Weisheitstümer."

Ulfbeirrt durch den spöttischen Ton, in den mir diese leichtfertige
Rede auszuklingen schien, belehrte ich sie feierlich: „Schermann ist Grapho-
soph, nicht Theosoph.

Theosophie ist Gottesweisheit, nicht schnöde Voraussicht irdischer
Geschehnisse. Auch Sie werden noch die „Stimme der Stille" „zu den,
Füßen des Meisters" vernehmen."

„Mein Meister wird gewiß mit der Theosophie nichts zu tun haben",,
höhnte sie und schloß mit einem Zitate aus Carduccios Hymne an Satan:
„Dell monte Golgotha alma divisa, benigno e Satana, ecco PEloisa." Ich,
fühlte, daß ich gehen mußte und erhob mich zum Abschiednehmen. Ich,
erinnerte mich an eine minder poetische Zusammenkunft, die ich noch heute
über mich ergehen lassen mußte. Von den „hohen Ebenen" sollte ich,
wieder heruntersteigen in den Schmutz des Alltags. Als die schlanken,
Finger der aristokratischen Hand Salomeas einen Augenblick in meiner
derben Rechten ruhten, beschlich tiefe Trauer meine verstockte Seele, in
welche die Lichtstrahlen adyartheosophischer Weisheitstümer nur wenig,
allzuwenig Eingang gefunden hatten. Im Tempel Satans wollte ich Trost,
suchen — natürlich nur in dem des Großmeisters der kabbalistischen Rosenkreuzer
. Telepathisch schien sich mein Gedanke auf die schöne Frau übertragen
zu haben.

„Nicht wahr. den# „Tempel Satans" werden Sie mir noeh^für zwei


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