Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
14.1920/21
Seite: 183
(PDF, 132 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1920/0187
Auswüchse religiöser Exaltiertheit in Erscheinung treten. In mehrfacher
Hinsicht berührt diese burleske Wunder- und Zaubergeschichte das Gebiet
des Okkultismus. Durch das gerichtliche Zeugenverhör ist vor allem die
Tatsächlichkeit der Flüssigkeitsabsonderung an der Muttergottesstatue erwiesen
. Der Vertreter Sapounghis, Rechtsanwalt Gargon aus Paris, hob
hervor, daß diese „Tränen" erwiesenermaßen nur reines Wasser waren.
Dieser mysteriöse Flüssigkeitsniederschlag ist eine Tatsache, die von einer
großen Anzahl Menschen wiederholt festgestellt worden ist — es sollen an
die 600 schriftliche Zeugnisse dafür vorliegen — und sich daher billigerweise
nicht abstreiten läßt. Es stellt sich nun die Frage, wie läßt sich
dieses Wunder erklären?

Diesbezüglich hat der französische Hauptmann Quenaidit von Nice —
ein bekannter Okkultist, der unter dem Anagramm Tidianeuq schreibt —
in der Zeitschrift „Voile d'Isis", März und April 1920, eine originelle
Hypothese aufgestellt. Er nimmt die Realität der Tränenbildung an und
faßt dieses angebliche Wunder als ein mediumistisches Phänomen auf.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die zweifellos hysterische Maria Mesmin
ein sogenanntes physikalisches Medium. Dies geht besonders daraus hervor,
daß sie, gemäß ihren eigenen Angaben des öftern plötzlich in Schlaf verfällt
. Die religiöse Exaltiertheit ihres Milieus und die regelmäßigen Zusammenkünfte
zum gemeinsamen Gebet haben ihre mediumistischen Fähigkeiten
progressiv aus der Latenz hervorgerufen. Die Experimente psychischer
Forscher, namentlich die Versuche de Rochas über die Ausscheidung des
Empfmdungs- und Bewegungsvermögens, die Untersuchungen von Hector
Durville und Lancellin über die Aussendung des Astralkörpers Lebender,
die Beobachtungen Ochorowicz' über die von verschiedenen Medien ausgehenden
starren Strahlen und zuletzt die bedeutsamen Materialisationsversuche
des Freiherrn von Schrenck-Notzing mit dem Medium Eva C,
haben uns die Elemente zum Verständnis dieses Tränenwunders geliefert.
Der vom Medium entäußerte fein stoffliche Astralkörper wird, wie ex-
perimeniell erwiesen ist, von einer richtung- und formgebenden Idee belebt
, die entweder aus dem Wach- oder Unterbewußtsein des Mediums
oder auch der Anwesenden hervorgehen kann. Für die Betschwestern, die
sich bei Frl. Mesmin einfanden, war es eine fixe Idee, daß die Allerseligste
Jungfrau wegen Frankreichs Unglück betrübt sei und weine, und diese
Vorstellung war bestimmend für die mediale Kraftentäußerung, die unter
dem Einfluß religiöser Exaltiertheit bei ihren Zusammenkünften stattfand.
Die Tränen- oder Tropfenbildung sucht Tidianeuq durch den Vorgang der
Nebelbildung zu erklären. Es ist eine bekannte Tatsache der Meteorologie,
daß die Nebelbildung, besonders in der Umgebung großer Städte oder
Industriezentren, durch die in der Luft enthaltenen Staub- oder Kohlen-


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