Freiburger historische Bestände - digital

— 255

die Weihe der Theogenesie erhielten. In die großen Mysterien aber,
wie die der Flcischwerdung, der Geburt, dem Leiden und der Auferstehung
Christi, wurden nur die ,Gläubigen4 eingeweiht". Verfasser dieses betont,
daß er durchaus an der Auferstehungslehre Christi festhält, trotz Kenntnis
eines großen Teils demgegenüberstehender „Exegese", — denn der Tod
und die Auferstehung Christi ist tatsächlich der Angelpunkt der ganzen
Evolution der Erde und aller wahren Einweihung und wurde sowohl in
den vorchristlichen hebräischen wie allen anderen antiken Mysterien von
den höchsten Hierophanten in einer den vorangeschrittensten Schülern angepaßten
Weise beigebracht. Und in den Mysterien der Sigurde und
Sigfriede wurde dargetan, wie an jene Stelle, an der Sigfried verwundbar
war, einst das Querholz dem höchsten Baumeister der Welten, zu dem
alle vorchristlichen Nirmanakayas oder freiwilligen Opferseelen in unendlicher
Ehrfurcht als ihrem kosmischen Vorbilde aufgeschaut hatten, selber
angeheftet würde., Doch wir betrachten ja die ursprünglichen christlichen
Einweihungen.)

Man beobachtete das strengste Geheimnis betreffend die Lehre und
Feier der heiligen Sakramente, hauptsächlich des Abendmahles.1) Die
Feier dieser Mysterien wurde „die Messe" genannt, sagt Rebold. Es
treten aber gleich anfangs Spaltungen der Eingeweihtenkreise ein. Das
kam dadurch, daß die einen den rechten Geist kraft innerlichen Fortschrittes
erfaßten, während die anderen — dank der allezeit tätigen
Brüder des Zwielichts und der Brüder der Schatten — in den neuesten
Mysterien nur eine „Fortsetzung verblichener Mithras- und anderer Mysterien"
sahen, wodurch dann auch gleich von Anfang an eine verschiedene und
oft ganz falsche Gnosis einsetzte und die Schließung alter Philosophenschulen
durch Staatsoberhäupter sich anschloß. Hieraus erklären sich alle
die weiteren Feindseligkeiten gegen das echte Mysten- und Maurertum
durch die vielen Jahrhunderte ganz von selbst., wie auch alle ins Politische
immer übergreifenden Geschehnisse, an denen selbst der echte Freimaurerund
MystCiigeist „schuldig werden" konnte, wie vielleicht auch im Falle
des hochedlen Mystikers Claude de St. Martin, der das Buch „Gott, Welt,
Mensch" schrieb, — neu aufgelegt ist dasselbe von Kolonialdirektor A.
W. Sellin im „Kommenden Tag"-Verlag in Stuttgart — und vielleicht auch
durch Rousseau und — Cagliostro. Die im Banne der dunkeln Mahatmas
Stehenden leiteten selbst die Ausflüsse des echten, reinen und hohen
Maurer- und Mystentums in ihre kloakendurchzogenen imitierten „Logen",
die nur den Namen „Loge" gemein hatten mit den echten Brüdern.
In die Irre führend ist in diesem Sinne auch Alexander Dumas in seinen
zeitgeschichtlichen Romanen „Graf Cagliostro" und „Das Baisband der

*) Über das „Abendmahl" siehe meine im Druck befindliche besondere
Schrift „Parsifal" (durch den Verlag Max Altmann, Leipzig, zu beziehen).