Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
14.1920/21
Seite: 312
(PDF, 132 MB)
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den Homöopathen oder die Verfechter sonstiger Kurniethoden, die mit ihren
Mitteln und Mittelchen auch im Wesentlichen psychisch helfen, von den
Synipathieheilungen und der kombinierten Methode der Magnetiseure, d. h.
also von Systemen, die mit religiösen Überzeugungen und kirchlichen
Traditionen nichts zu tun haben, in den Teil des Gesamtgebietes der Psychotherapie
gebracht, in dem die menschliche Psyche nicht mehr als das allein
wirkende geistige Auge betrachtet wird.

Wir sehen aus dem zuletzt Ausgeführten, daß der Schluß, die beobachteten
Heilerfolge könnten nur durch göttliche Gnade erklärt werden, oft
zu voreilig gezogen wird, da auch in Fällen, wo göttliche Einwirkung durchaus
nicht zu vermuten ist, manches Erstaunliche beobachtet werden kann.

Wenn das nun zu behandelnde System der von der Amerikanerin
Mrs. Eddy im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts begründeten
Christian Science alle Heilungen damit erklärt, daß das göttliche Gemüt —
divine mind — auf das menschliche Seelenleben, das sogenannte sterbliche
Gemüt — mortal mind, Einfluß gewonnen hätte, so wollen wir uns doch durch
ciese allzu kühne Hypothese nicht davon abschrecken lassen, uns mit Science
urd der Methode der Scientisten — im Deutschen etwas irreleitend Gesundbeter
genannt — zu beschäftigen. Denn sie haben Erfolge aufzuweisen, die
alles, was die bisher erwähnten psychotherapeutischen Maßnahmen leisteten,
in den Schatten stellen.

In ihrem Hauptbuch „Science and Health4'1 geht Mrs. Eddy von dem
Gedanken aus, daß, was Christus durch seine Erkenntnis des göttlichen wie
sterblichen Gemütes und in Anwendung seiner Erkenntnisse an Heilungen
vollbrachte, auch wieder von Menschen vollbracht werden könnte, wenn sie
nur dem göttlichen Gemüt gleich nahe kämen.

Mrs. Eddy unterstellt nun, daß Christus Gott als die Wahrheit und
Harmonie, die Liebe und Güte erkannt hätte, und damit Krankheit und
Sünde als Irrtum des sterblichen Gemüts. Zu diesem letzten Schluß, der
durch Stellen aus den Evangelien nicht recht belegt werden kann, glaubt
Mrs. Eddy darum kommen zu müssen, weil in Gottes Schöpfung Unvoll-
kommenheiten wie Not und Krankheit nicht als Realitäten existieren könnten.
Dieselben wären deshalb nicht wirklicher als unsere Traumbilder und falsche
Annahmen des sterblichen Gemüts.

Bei der Konzeption dieser wunderlichen und aller Erkenntnistheorie
Hohn sprechenden Lehre ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens
gewesen. Das Übel, dessen Vorhandensein in der Schöpfung eines gütigen
Gottes zu erklären sich die Religionen ziemlich vergeblich bemüht haben,
paßt nicht in Mrs. Eddys Theorien. Da wurde es als unwillkürlich, als
falsche Annahme hingestellt und unsere bewußte Wahrnehmung in eine
schiefe Analogie zum Traumleben gesetzt.

Der Widerspruch scheint gelöst und — das ist das Bemerkenswerte —
ist gelöst für die in Amerika nach Hunderttausenden, in Europa nach vielen


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