Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
14.1920/21
Seite: 424
(PDF, 132 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1920/0428
— 424 —

des heiligen Bonifazius mit noch größerem Erfolge — heilen zu können.
Er heilt natürlich alles, mit der Begründung, daß der liebe Gott ihm überirdische
Heilkraft verliehen habe und daß er nur den rechten Ann auszustrecken
brauche, um auf diese Weise auch alle diejenigen gesund zu
machen, die zum Teil viele Hundert Kilometer entfernt von ihm leidend
sind, aber an ihn glauben. Die Heilung ist jedoch nur möglich, wenn der
Gläubige zunächst Abonnent des von dem neuen Christus herausgegebenen
und in sehr mangelhaftem Deutsch geschriebenen Wochenblättchens ist.
Das Papier dafür erhält der „Christus-Müller" anscheinend auf demselben
übernatürlichen Wege wie die Verleger der vielen Deutschland zurzeit
überflutenden Schmutz- und Skaiidalblättchen auch.

Eine ähnliche Nummer ist der frühere Anstreicher Franz Kirberg in
Düsseldorf, der durch Bauschwindler um sein Vermögen gebracht wurde
und der nach einer längeren Zeit stiller Zurückgezogenheit plötzlich zu
der Erleuchtung gekommen sein will, daß er der „Jesus von Düsseldorf"
sei. Auch zu ihm pilgern täglich viele Hundert Gläubige, die stundenlang*
„anstehen" müssen, obwohl er immer 20 Kranke zu gleicher Zeit abfertigt
. Für 10 Mk. kuriert Herr Kirberg nach seiner Art, was ihm in
den Weg kommt, vom eingeklemmten Finger bis zur verzweifelten Paralyse
. Seine Einnahme wird auf täglich 10000 Mk. beziffert, und so hat
er nicht nur längst seine Schulden bezahlen können, sondern wohnt ebenfalls
in einer eleganten Villa,, zumal ihm ja nicht nur die breiten Volksmassen
, sondern auch Leute mit Auto, Pelz und Zylinder zuströmen.

Der Dritte im Bunde ist der „Weltheiland" Houis Häußer, ein Wanderheiliger
, den uns Württemberg bescherte und der, ebenfalls mit Schätzen
reich beladen, inzwischen Leipzig mit seinem Besuche beglückte.
Er ist offenbar so verständig, die Worte der Schrift dahin auszulegen, daß
ein Heiland nicht auf den engen Umkreis einer Bade-, Bischofs- oder
Industriestadt beschränkt sein kann, sondern daß sein Feld die ganze Welt
sein müsse. Aus die Grunde bedient er sich auch des modernsten
Hilfsmittels, der Zeitungsreklam e, zur Ankündigung seiner Versammlungen
und Wunderheilungen, Leider bezahlt er sie nicht, wie ja denn allen
diesen sonderbaren Heiligen als Grundlage ihrer Existenz nur ein „einnehmendes
" Wesen angezeigt zu sein scheint. Herr Häußer also wurde
wegen der schuldigen Inseratengebühren verklagt, antwortete jedoch dem.
unglücklichen Verleger wörtlich: „Freund! Wie! Wie! Du zweifelst noch.
Wrie lange noch! Sobald du Glauben hast, kommt das Geld! Lou Häußer."
— Die Leipziger sind aber bekanntlich helle, und als nun Herr Häußer
dort in einer Versammlung auftrat und die mit ihm in nähere Beziehung
getretenen Gerichte mitsamt der Polizei als „Teufelswerk" bezeichnete,
nahm man ihn fest und verbot ihm weitere Versammlungen, mit denen er
jedesmal einen schönen Batzen Geld verdiente. Trotzdem erschien er


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1920/0428