Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
14.1920/21
Seite: 567
(PDF, 132 MB)
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— 567 -

Beim Eintreten in den Salon Sir Johns bemerkte ich auf den ersten
Blick inmitten des Zimmers den auf dem Rücken ausgestreckten Leichnam.

Die Weste war zerfetzt, ein abgerissener Ärmel hing herab, alles ließ
darauf schließen, daß ein entsetzlicher Kampf stattgefunden haben mußte.

Der Engländer war erwürgt worden! Sein schwarzes, gedunsenes
Gesicht schien einen fürchterlichen Schrecken auszudrücken, zwischen seinen
zusammengepreßten Zähnen hielt er etwas fest; und der blutbedeckte Hals
war von fünf Löchern durchbohrt, wie mit eisernen Spitzen gemacht.

Ein Arzt kam herbei. Er prüfte lange die Fingerspuren in dem
Fleisch und sprach dann diese sonderbaren Worte:

„Man könnte meinen, er sei von einem Skelett erdrosselt worden,"

Ein Schauder lief mir über den Kücken und blitzschnell sah ich nach
der Mauer, an die Stelle, wo seinerzeit die schauderhafte Muskelhand befestigt
war. Sie war nicht mehr dort. Die Kette war zerrissen und hing
herab.

Da bückte ich mich nach dem Toten und fand in seinem verzerrten
Munde einen der Finger von der verschwundenen Hand, mit den Zähnen
abgeschnitten, oder besser abgesägt fast an dem zweiten. Glied.

Dann schritt man zur Aufnahme des Tatbestandes Man fand nichts.
Keine Tür, kein Fenster, kein Möbelstück war erbrochen worden. Die
beiden Wachhunde waren nicht erwacht.

Und hier nun in einigen Worten die Aussage des Dieners:

Seit einem Monat schien sein Herr erregt. Er hatte viele Briefe
empfangen, die er sofort nach Empfang verbrannte.

Oft nahm er eine IJeitpeitsche und schlug in wahnsinnigem Zorn
wütend auf diese verdorrte, an die Wand gekettete Hand ein, die nun zur
Zeit des Verbrechens entfernt worden war.

Er ging spät zu Bett und schloß sich sorgfältig ein. Er hatte ständig
Waffen in greifbarer Nähe. Oft sprach er laut während der Nacht, wie
wenn er sich mit jemand gezankt hätte.

Diese Nacht hatte er zufällig keinen Lärm gemacht. Der Diener
hatte erst beim Öffnen der Fenster Sir John ermordet aufgefunden. Er
hatte niemand im Verdacht.

Ich teilte das, was ich von dem Toten wußte, den Justizbehörden und
den Offizieren der öffentlichen Gewalt mit und man stellte auf der ganzen
Insel eine peinliche Untersuchung an. Man entdeckte nichts.

Da, eines Nachts, drei Monate nach dem Verbrechen, hatte ich einen
quälenden Traum. Es schien mir, wie wenn ich die Hand, die schreckliche
Hand, wie einen Skorpion oder eine Spinne an den Vorhängen und den
Wanden entlang laufen sähe. Dreimal wachte ich auf, dreimal schlief ich
wieder ein, dreimal sah ich das scheußliche Überbleibsel in meinem Zimmer
gallopieren, die Finger wie Füße bewegend,


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