Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 8
(PDF, 131 MB)
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Wert und Bedeutung erst durch seine Beziehungen zu anderen Dingen.
Gerade der Krieg mit seinen alle Dinge und Werte zerstörenden oder
doch umwälzenden Folgen hat uns das recht eindringlich wieder zu Ge-
müte geführt. Nichts hat sich als beständig erwiesen, nicht einmal der
Besitz, der doch der meisten Menschen Sehnen und alleiniger Lebenszwe k
war. Auch nicht einmal das Geld, das uns vor dem Kriege als konstante
Größe erschien — denn die früher allmähliche Preisteigerung und die damit
zusammenhängende, eigentlich ihr zugrunde liegende Geldentwertung
kam den wenigsten recht zum Bewußtsein. Nun erleben wir es täglich
immer schmerzlicher, daß das Geld längst nicht mehr das ist, was es war,
daß es eine beständig schwankende, höchst unzuverlässige Größe ist. Und
das ist nicht nur bei uns so; ein Blick auf den Weltmarkt lehrt uns, daß
überall die gleiche Unsicherheit herrscht. Eine Mark hat morgen einen
andern Wert als heute, und das nicht nur als Papier, sondern ebenso ist
unser Metallgeld einer wechselnden Bewertung unterworfen.

Aber auch eine andere Überlegung führt zu der gleichen Erkenntnis
von dem beständigen Wandel der Werte und zu der Erkenntnis, daß ein
Ding erst durch die Beziehungen zu anderen Wert und Bedeutung erhält
Der Geizhals mag noch so viel Geld daheim im Kasten aufspeichern, er
ist so lange ein armer Mann, wie sein Geld im Kasten schlummert. Er wird
erst reich und sein Geld erhält erst Wert, wenn es zum Erwerb irgendwelcher
Dinge dient. Genau so verhält es sich mit Kunst-oder Schmuckgegenständen
. Gewiß haben sie einen durch jeweiligen Preis festgesetzten
Wert, aber einmal schon können wir beobachten, daß Kunstwerke je nach
dem Ruhme ihres Schöpfers in der allgemeinen Wertschätzung steigen oder
sinken, und zum andern ist außer dieser allgemeinen Wertschätzung eine
besondere Liebhaberbe Wertung zu beobachten.

Und nicht nur solche grobstoffliche Dinge unterliegen dem ewigen
Wechsel des Wertes, auch geistigere Dinge. Z. B. eine Dichtung hat
durchaus nicht ihren Wert, ihre Bedeutung nur in sich, auch ihr lebendiger
Wert ist relativ und erwächst aus den Beziehungen zu den Menschen, die
sich in sie versenken. Ja wir dürfen noch tiefer blicken und müssen dann
erkennen, daß, selbst ohne Rücksicht auf einen Hörer, Betrachter, überhaupt
Genießenden, der in seinem geistigen Gehalt, in der harmonischen Komposition
der Formung von vielen für absolut angesehene Wert ei u e s Kunst-
Werkes doch in Wahrheit relativ ist. Denn das Kunstwerk erhält Sinn
und Bedeutung rein als Kunstwerk an sich doch erst durch sein Verhältnis
zur Natur, zur Welt. Nur insofern es die schöpferischen Gesetze des
Weltganzen verkörpert, ist es ein wahres Kunstwerk oder nicht; ohne die
Beziehung zum Weltganzen und seinen organischen Gesetzen ist es überhaupt
nichts, ist es nur eitel sinnloses Gestammel, reflexartige Gebärde,
aber kein Werk.


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