Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 29
(PDF, 131 MB)
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vor allem, wenn es sich um die sogenannten übersinnlichen Gebiete dreht.
Aber Spaß macht es trotzdem, die Meinungen der Leute zu hören, wenn
das Gespräch — am Pensionsmittagstisch oder abends im Rauchzimmer —
auf den Okkultismus kommt. Denn dann fühlt sich jeder verpflichtet
seine Meinung darzulegen oder gar Erfahrungen, Beispiele aus dem Familien-
und Bekanntenkreise anzuführen, die das Gute an sich haben, daß sie
nie nachzuprüfen sind. „Ein bekannter Herr, dessen Namen ich nicht
nennen will" — — heißt es dann immer.

Und dann kommt mit Totsicherheit der Fakir Ausdrücke wie
Suggestion, Trans, Selbsthypnose schwirren von Mund zu Mund, jeder hat
etwas gehört oder gelesen — gesehen selten — und keiner weiß, daß die
Erklärung des Fakirtunis ein tiefstes Eingehen auf das religiöse Denken
und die philosophische Entwicklung Indiens erfordert. Man verwechselt
da viel. Die Bezeichnung Fakir für einen indischen Asketen ist überhaupt
irrtümlich, sie ist wohl eine mehr und mehr Norm gewordene Verwechselung
mit Bettelmönchen des Islam in Indien, wogegen das eigentliche
Asketentain, aus uralt indischem Glauben hervorgegangen, durch die
Schule der Jogins vertreten wird. Das Jogasystem ist eine philosophische
Schule; Joga bedeutet soviel wie Anspannung, Versenkung, d. h. die Kon-
Zentrierung des Geistes ins Innerliche. Vermittels der durch sie gewonnenen
Erkenntnis von der Wesensverschiedenheit von Geist und Materie wird das
von der philosophischen Richtung angestrebte Ziel erreicht: volle Aufhebung
des Bewußtseins, zuletzt des Seins überhaupt, und dadurch eine Annäherung
an die „letzten Dinge".

Mittel zum Zweck, ff,wrie überhaupt clor ganze Gedanke, ist schon im
indischen Altertum nachweisbar, auch die heute angewandte Technik ist
noch fast die alte. Gewisse Körperhaltungen, geistige Tr;?.inierung, Eichten
des Blickes nach innen, äußerliches Fixieren eines Gegenstandes und in
neuerer Zeit Zurückbiegen der Zunge in den Schlund und Verdrehen der
Augen auf einen Punkt, der zwischen den Augenbrauen liegt, dienen dazu,
die geistige Konzentration und Versenkung zu erlangen. Was also hier
geleistet wird, ist etwas ganz natürliches, nur hat die Übung und Erfahrung
diese Art von Selbstsuggesfcion zu einer Höhe gesteigert, die für
uns mit Recht als staunenswert gilt, bei den Einheimischen aber für
Wunderwirkung eines göttlichen Einflusses gehalfen wird. Ein Sport, der
Ruhm und reichlichen Gewinn einbringt, die Kunst, sich in langanhaltende
Selbsthypnose oder zur Erreichung schwierigerer Probleme ia kataleptische
Zustände zu versetzen, die den Ruf der Wundertätigkeit und Heiligkeit
verleiht, den in an dann zu religiösen, politischen und persönlichen Zwecken
auszunützen weiß ........ weiter nichts ist das Ganze meist.

Aber abgesehen von diesen Leuten, die also mehr oder weniger geheime
Zwecke verfolgen und ihre Kunst in etwas jesuitischer Weise lediglich


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