Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 31
(PDF, 131 MB)
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bei allen Orientalen eine große Rolle gespielt, und da gibt es natürlich
Massen von Fakiren, die diesen Zweig ihrer Wissenschaft trefflich auszunützen
verstel'en und dabei Einfluß und Reichtum erlangen. Sie können
an Hand ihres überlegenen Wissens es wagen, selbst den aufgeklärteren
Europäer hinter das Licht zu führen, was ihnen ein großer innerlicher
Tri um p h i st, d en n sie h asscn ihn mit aller Glut ihres entflammbaren südlichen
Temperaments. Ihrem Wirken ist es auch andererseits zuzuschreiben,
wenn von den ungebildeten Orientalen jeder Fortschritt abendländischer
Technik als hollischer Zauber und göttlicher Einfluß betrachtet wird. Man
muß nur einmal gesehen haben, welchen Eindruck ein sc ch i^sch u ssiger Revolver
auf einen ungebildeten Inder in seiner Wirkung hervorzurufen imstande
ist. Die Leute fallen beim Knall der sechs Schüsse heulend auf
den Boden und sind zu jeder Tat und zu jedem Geständnis bereit, und
diese Angst, vielmehr dieser Aberglaube hat schon viel Blutvergießen verhütet
(Siehe Carl May's Bücher, die zwar erdichtet, aber in dieser Beziehung
mit richtigen Zügen behaftet sind.)

Von diesen Gesichtspunkten wird die indische Askese erst ganz verständlich
, nicht als Mitel zur Wreltüberwindung, sondern als sehr schätzenswerte
Fähigkeit, Einfluß und übernatürliche Macht zu gewannen, denn
auch die Götter haben ihre Macht erst durch lange und besonders schwere
asketische Übungen erzielt. Jeder Europäer würde sich hüten, dem Asketen
auf seinem Nagelbrett eine Spende zu reichen, wenn er den glühenden
Haß sehen könnte, den der Asket gegen ihn hegt, wohl wissend, daß
seine Macht infolge abendländischer Kultur und Aufklärung demnächst ein
Ende haben wird. Noch heute verschwinden oft Weiße spurlos in den
Kellern und Schlupfwinkeln der streng Gläubigen, ohne wieder ans Tageslicht
zu kommen, aber kein Konsul würde imstande sein sie zu retten,
ohne selbst dabei sein Leben zu riskieren. Der betreffende ist dann eben
„verunglückt".

Die Jogins treten meist in Lumpen gehüllt auf. aber viele von ihnen
sind reich und besitzen prächtige Kleider, Edelsteine und Häuser, vermittels
derer sie nach getaner Arbeit ein Schlemmerleben führen. Einzelne
von ihnen haben ihre Plätze an berühmten Tempeln oder Moscheen,
um dort von den zur Freigiebigkeit geneigten Besuchern ihr Bakschisch zu
erhalten. Zuweilen werden sie auch als Vertreter der in dem betreffenden
Tempel wohnenden Gottheit betrachtet, und der Besucher sagt ihnen mit
einem Gebete seine speziellen Wünsche. Es erklärt sich von selbst, daß
der Bettler auf diese Weise allerlei Geheimnisse erfährt und so leicht,
über ein großes Wissen verfugend, den deus ex machina im guten oder
bösen Sinne zn spielen vermag. Keineswegs setzen sie sich nur aus den
untersten Volksschichten zusammen, man findet vielmehr unter ihnen alle
Kasten vertreten.


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