Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 32
(PDF, 131 MB)
Bibliographische Information
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Die Literatur, auch die indische selbst, schildert sie in den undenkbar
qualvollsten Stellungen und Situationen. Nackt, mit Asche auf dem
Haupte, Hitze und Kälte widerstehend, so glauben sie die ewige Seligkeit
zu erlangen. In dem Drama „Sakuntala" wird ein Jogin geschildert, der
jahrelang in aufrechter Stellung an demselben Flecke steht. Sein Körper
ist von Ameisen umnistet, in seinen Haaren wohnen die Vögel. Man ist
geneigt, das für dichterische Übertreibung zu halten, muß aber einmal
ihre mannigfachen Arten von Selbsttorturen gesehen haben, um selbst das
nicht für (las Unglaublichste anzusehen. Das Sitzen auf einem nagelstarrenden
Brett, Durchbohren aller Glieder mit Nägeln und Bisen, Eutschen
über glühendes Metall sind die häutigsten Arten der Askese, verschärft
durch Hunger und Durst. Der eine setzt sich in der glühendsten Sonnenhitze
zwischen vier brennende Holzstöße, der andere hißt sich bei geballter
Faust im Laufe der Jahre die Nägel durch die Hand hindurchwachsen,
andere wieder binden einen Arm oder ein Bein hoch, sodaß das Glied
natürlich atrophisch wird, d. h. verdorrt und verkümmert. Natürlich laufen
dabei auch Schwindeleien unter, im allgemeinen aber sind diese Leute der
größten Bewunderung und Verehrung ihrer Landsleute sicher. Was die
gebildeteren von ihnen an .Massenhypnose, Suggestion usw. zu leisten verstehen
, das zeigen uns die oft kaum glaublichen Eeiseberichte streng
wissenschaftlicher Forscher. Man hat ihrer Arbeit mit den modernsten
Mitteln der Photographie, Elektrizität, selbst der Röntgenstrahlen beizu-
kominen versucht, ohne eine befriedigende Lösung zu erhalten.

Der Jogin weiß, wie schon gesagt, seinen materiellen Körper vollständig
auszuschalten, indem er sich durch Autosuggestion in einen lang-
anhaltenden kataleptischen Zustand versetzt. In dieser Lage sind seine
Nerven unempfindlich gegen jedes Gefühl, der Körper ist an sich oft wie
scheintot und vermag so die größten und unmenschlichsten Torturen auszuhalten
. In einzelnen Fällen findet man das ja auch im Abendlande. Es
gibt Menschen, die „prügelfaul" sind, d. h. geschlagen werden können,
soviel man will, ohne dabei Schmerzen zu empfinden und noch ganz andere
Behandlungen auszuhalten 'verstehen. Lediglich eine eigenartige Beschaffenheit
der Nerven, wenn auch in diesem Falle ungewollt, oft eine
krankhafte, zumal wenn noch Lustgefühle mit den Torturen verbunden sind,
oft per?es Sexuelle (Flagellanten usw.).

Ein beliebtes Schauspiel der Fakire, also eigentlich Jogins, das in
letzter Zeit wieder viel geübt und besprochen wurde, ist das sich lebendig
begraben lassen. Es gehört dazu ein gewisses /Training, eine Schulung
des Körpers und Geistes auf ;die zu erwartenden Entbehrungen. Magen und
Därme müssen von ihrem Inhalte ganz entlehrt sein, dann kann der Jogin
in scheinbar scheintotem Zustande bis zu 40 Tagen im fest verschlossenen
Sarge unter der Erde zubringen. Die Zunge wird auch hier in den Gaumen


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