Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 45
(PDF, 131 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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des Toten studieren. Er setzte sich an den Bettrand, nahm die Hand des Toten
in seine Hand und blickte wie ein Geistesgestörter auf die Lippen und Augen
des Dahingeschiedenen. Die Leute begannen vor Fazi Rat Furcht zu bekommen,
und wenn er auf der Straße erschien, so wichen ihm die Menschen aus. Seine
Villa, die ihm von seinen Brüdern eingerichtet wurde, wagte niemand aufzusuchen.
Er gab Kindern Geld, damit man ihm sagen möge, wenn jemand sterbe, um den
Sterbenden in seine Behausung zu bringen. Die armen Leute kamen sehr gern
zu ihm, denn er pflegte sie und gab ihnen das beste Pissen. Das Studium des
J?od esk ampfes hielt ihn im Bann. Über seine Eindrücke und Erfahrungen führte
er ein Tagebuch, das von seinen Brüdern, als er starb, leider vernichtet wurde.

Er soll ein eigentümliches Thema behandelt haben, das von niemandem
beschrieben wurde. Sein Studium über den Todeskampf, über die letzten Momente^
über die Erstarrung der Leichen sollen, wie Professor John Morgan zu erwähnen
weiß, der zu den Freunden Fazi Rats in Trapezunt gehörte, großartig gewesen
sein. Ein besonderes Kapitel hatte Fazi Rat über das Lächeln der Toten geschrieben
. Das Lächeln der Toten interessierte ihn am meisten. Er gab der
Meinung Ausdruck, daß dieses Lächeln den Schlüssel aller Geheimnisse bilde.
Das Todenlächeln sei nichts anderes als die Offenbarung der Seele, die den
Körper verläßt, um sich eine neue Materie zu suchen. Denn Fazi Rat glaubte
mit Sicherheit an die Seelen Wanderung.

Als Mohammedaner studierte er den Buddhismus und die katholische Literatur
und bekannte sich zu den Lehren Buddhas. Den Spiritismus haßte er, und die
Experimente, die er vornahm, verhöhnte er dann selbst. Jahre hindurch hatte
er einen Inder bei sich, der in Benares und Alup lebte und mit mystischen
Dingen des fernen Orients vertraut war. Dann jagte er auch diesen weg, weil
er ihn vergiften wollte. Die Leichen, die er in seinem Zimmer aufbewahrt hielt,
durften nur zwei bis drei Tage bei ihm bleiben. So wie sich die Zeichen des Zersetzungsprozesses
zeigten, ließ er sie begraben. Mit besonderer Vorliebe öffnete
er die Schlagadern und sammelte das geronnene Blut. Dieses analysierte er und
goß es dann in Geschirre, die er sorgsam aufbewahrte. Etwa zweihundert Gefäße
fand man in seinem Nachlaß vor, die, als sie geöffnet wurden, nur mehr
ausgetrocknetes Blut zeigten. Hier und da nahm er auch Obduktionen vor. Da
war Fazi Rat wieder eigentümlich. Er schnitt das Auge des Toten ans, sah es
mit Vergrößerungsgläsern und Mikroskopen an, um es dann in ein Gefäß zu
legen, das mit Alkohol gefüllt war. Fünf solche Gefäße wurden bei ihm vorgefunden
, clL' mit 700 Augen gefüllt waren. Einige Male wollte die Bevölkerung
Fazi Rat lynchen, da sie vor ihm heillose Angst hatte, aber die Behörden und
seine Brüder vereiteilten dies. Man wollte ihn. auf Reisen schicken, aber erging
von Trapezunt nicht weg. Einmal hielten die Behörden bei Fazi Rat Hausdurchsuchung
, da sie aber bei ihm nichts vorfanden, zogen sie ab. Man war der
Meinung, er habe überirdische Dinge bei sich und bezwecke das Verderben der

Nach der Beerdigung wurde sein Testament geöffnet. Das Werk, das er
über die Toten geschrieben hatte, vermachte er der Universitätsbibliothek Paris
mit der Bestimmung, es möge erst im Jahre 2000 geöffnet werden. Sein Bruder
aber, der über Fazi Rat sehr ergrimmt war, packte das sicherlich wertvolle Manuskript
und warf es ins Feuer. So sind die seltsamen Aufzeichnungen für alle
Zeiten verloren.

Gesellschaft zur Förderung psychischer Forschungen in Blankenburg a. H.

Im Zusammenhang mit der Gründung einer Heilstätte in Blankenburg a. II


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