Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 60
(PDF, 131 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1921/0064
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Es ist von einem reichen Manne die Bede, der, mit einem furchtbaren
Krebsleiden behaftet, die Hilfe des mit geradezu erstaunlichen, fabelhaften
Kenntnissen und Fähigkeiten in der naturgemäßen und geheimwissenschaftlichen
Heilweise ausgestatteten Dr. Nicolson sucht. Dieser erkennt
mit Scharfblick die Ursache des Leidens und offenbart dem Patienten,
daß er nur gesunden könne, wenn er nach Kräften wieder gut macht, was
er vor Jahresfrist verbrochen hat. Damals hat er aus Neid und abscheulicher
Bosheit vorsätzlich eine ganze Familie in Armut und all ihr grausames
Elend getrieben, sodaß sich der unglückliche Familienvater verzweifelnd
erschoß und die Not der Seinen nur noch vergrößerte. In ihrem
maßlosen Jammer verfluchte die Witwe den Kaub er ihres Glückes, der ihr
als Mörder ihres Gatten und ihrer Kinder erscheinen mußte, da diese im
Hunger hinsiechten.

Und wie der Reiche der Witwe und den Waisen dv3n Ernährer und
buchstäblich das tägliche Brot genommen hatte, so mußte er nun mit
seinem Krebsleiden in der Speiseröhre die Nahrung entbehren. Seine
Krankheit war also nicht nur eine allgemeine Strafe für seine Grausamkeit
, sondern sie entsprach durchaus und bis ins einzelne seiner Gesinnung
und seinen Taten. Sie wurde aber behoben, als er reumütig die Witwe
um Verzeihung bat, ihr alle materielle Schädigung ersetzte, ihren Fluch
aufhob und ihren Haß in versöhnliche Milde und Fürbitte wandte.

Solche Heilung braucht nicht etwa nur als schöne Erfindung und
Erdichtung angesehen zu werden. Vielmehr sind dem erfahrenen Arzte
sehr wohl, aber freilich ganz vereinzelte Fälle von wirklicher Krebsheilung
bekannt; Heilung, die anscheinend ganz von selbst eintrat, wie wenn eine
Seuche sich ausgewütet hat und in sich zusammenbricht, erlischt.

Und wie die Heilung, so braucht die ganze Geschichte jenes Mannes
nicht bloß als Dichtung unterschätzt zu werden. Der rechte Menschenkenner
und Schicksalsforscher weiß, daß dergleichen Fälle durchaus nicht
allzu selten sind. Der einfache Mann im Volke hat dafür einen scharfen
Blick, und wer dem Volksmunde lauscht, der kann es zur Genüge hören,
wie oft uns auffallendes Schicksal als buchstäbliches Spiegelbild und gleichsam
als Symbol der Denk- und Handlungsweise des vom Schicksal Betroffenen
erkannt wird.

Wer sich nicht scheut, daraus zu lernen, der wird sich einesteils nicht
über die Gerechtigkeit des Schicksals wundern und von seltsamem, blindem
Zufall sprechen, er wird aber auch — und das ist für das praktische
Leben und seine Erleichterung von Not und fruchtloser Sorge — er wird
und braucht nicht unter der Last schwerer Schicksalsschläge zusammenzubrechen
, wird auch nicht nach trügerischen Mitteln zur Befreiung suchen,
sondern bei gutem, ehrlichem Willen die Ursachen seines Schicksals suchen
und schließlich auch in aufrichtig strenger Selbsterkenntnis finden, damit


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