Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 106
(PDF, 131 MB)
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wieder aufdrängen, die ein jeder Mensch mit seinen Erkenntnismitteln zu
bewältigen oder zu beseitigen versucht, müssen in der heutigen chaotischen
Zeit mit aller Schärfe von uns Okkultisten in den Vordergrund gesetzt
werden. Nu rso kann die okkultistische Welle, die jetzt über die deprimierte
Menschheit flutet, wirksam ausgenutzt werden. Denn unter Ausnutzung
ist nicht eine Verbreitung der okkultistischen Bewegung zu verstehen,
sondern zugleich eine Vertiefung. Es sollen keine Parasiten nachgezüchtet
werden, die durch marktschreierische Versprechungen neue Anhänger dem
Okkultismus zuführen, ohne ihnen das wahre Bild des Okkultismus, die
unlösliche Verbindung von okkulter Wissenschaft und Weisheit, immer
wieder vorzuhalten. Es haben sich Elemente in die okkulte Bewegung
hineingedrängt, die das Wesen des Okkultismus gründlich verkennen. Da
ist immer wieder zu betonen: Okkultismus ist Weltanschauung, ist Erleben
innerster Beziehungen von Menschenego zu Menschenego, vom Individuum
zum Kosmos, ist das Aufdecken verborgener Wahrheiten, ist das Sichtbarmachen
des ewigen Lichtes, das rationalistische Menschen immer wieder
verdunkeln. Okkultist ist der mit seinem ganzen Wesen, mit seiner Verstandeslogik
, mit seiner inneren Schaukraft, mit allen seinen Sinnen die
Wahrheit, das eigentliche Wesen des Seins suchende Mensch, der sich bemüht
, rein und tief zu schauen, vorurteilslos zu denken, sich von Schematisierungen
philosophischer Systeme ebenso fern zu halten wie von Dogmen
und Riten der Religionsgesellschaften. Okkultist ist der Mensch, der die
doktrinäre Wissenschaft schätzt, soweit sie ihm Hilfsmittel zur Erkenntnis
bietet, sie aber ablehnt, wenn sie das absolute Wissen darzustellen vorgibt,
indem sie ihre Grenzen durch Hypothesen, die schließlich auch zu ängstlich
gehüteten Dogmen werden, zu durchbrechen versucht. Alles empirische
Wissen ist nur Material für den metaphysischen Denker.

Was ist der Mensch, was ist Tod, was ist Sein oder Nichtsein, was
ist Zeit und Ewigkeit, was ist Sinn und Ziel des Menschenlebens?

Das sind Fragen, die jeden Menschen tiefinnerlich bewegen müssen,
die zu beantworten Aufgabe einer jeden Weltanschauung war und ist.

Viele Menschen, Denker und Wissenschaftler, resignieren: Ignoramus
et ignorabimus! Die Religionsgesellschaften, die die Intuitionen und Inspirationen
ihrer Gründer in ein starres System zwängten, haben die metaphysischen
Erkenntnisse dogmatisch verzerrt, wenn sie auch die Wahrheit
vom transzendentalen Ich durch die Jahrtausende hindurch im Wesentlichen
zu bewahren verstanden. Der materialistische Monismus, der durch seine
scheinbar wissenschaftliche Argumentation der rationalistischen Weltauffassung
besonders in Deutschland durch Haeckels „Lösung" der Welträtsel
dogmatisch-fanatische Anhänger verschaffte, ist auch in den heute dominierenden
„wissenschaftlichen" Kreisen endgültig erledigt dank Oskar Hertwigs
entwicklungsgeschichtlichen und biologischen Forschungen und Arbeiten.


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