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eines Einzelnen auf und erklärt die astralen Wirkungen im Sein, erklärt
auch das Rätsel Mensch.
„Der menschliche Organismus ist die Erscheinungsform der Seele",
sagt Hellenbach, und Carl du Prel, der die „Seele" Hellenbachs philosophisch
als „transzendentales Subjekt" faßt, setzt das körperliche Wesen des
Menschen in untergeordnete Beziehung zum zeitlosen, auch räumlich nicht
begrenzten transzendentalen Wesen.
Die Unterordnung des Körpers unter die transzendentale Seele schließt
schon von vorherein einen Dualismus aus, der ja ein Neben- oder Gegeneinander
wirken zweier Prinzipien zur Voraussetzung hätte, während im
menschlichen Wesen sowohl wie im gesamten Sein das geistige Prinzip das
Primäre ist, alles Körperlich-materielle nur vorübergehende Erscheinungsformen
des Geistigen darstellt. Wenn wir den Menschen kurz definieren
wollen, verzichten wir am besten auf die übliche Siebenteilung des menschlichen
Wesens, deren praktische Bedeutung für die Erklärung einzelner
Vorgänge damit nicht bestritten werden soll. Statt 1) Leib im gewöhnlichen
Sinne =~ Sthula sharira, 2) Äther-Leib = Linga sharira 3) Lebenkraft
= Prana, 4) sinnliche Natur = Kama, 5) Denker = Manas, 6) Geistseele
zz~~ Buddhi, 7) reiner Geist = Atma, oder nach anderer Auffassung 1) Leib
im gewöhnlichen Sinne = Sthula sharira, 2) Lebensleib = Prana, 3) Kama rupa
= Empfindungsleib, durchdrungen von der Empfindungsseele, 4) Kama manas
= Verstandesseele, 5) Buddhi manas = Bewußtseinsseele, 6) Buddhi = Lebensgeist
, 7) Atma = Geistesmensch zu unterscheiden, begnüge ich mich hier,
drei Prinzipien festzustellen, das körperliche, seelische und geistige, von
denen das geistige allein unvergänglich ist. Die Seele im okkultistischen
Sinne entspricht mehr dem Ätherleib und der Lebenskraft, obwohl das
seelische Prinzip nicht so zu isolieren ist. Es ist ein Übergangsprinzip des
geistigen Wirkens. Nun ist der Wortsinn von Seele, Geist, Körper, Leib
einem beständigen Wandel unterworfen, sodaß die Auffassungen in den okkultistischen
Kreisen wie in den theosophischen und philosophischen leicht zu Mißverständnissen
führen, obwohl im Grunde die Anschauungen garnicht so verschieden
sind, wenn man den „richtigen Sinn" der abweichenden Ausdrucksweisen versteht.
Carl du Prel nennt das geistige Prinzip „transzendentales Subjekt",
die christlichen Mystiker halten an dem allgemein noch üblichen, aber
etwas verschwommenen Ausdruck „Seele" fest, Frau Annie Besant nennt
es Buddhi und im Menschen „Denker" Manas, Schopenhauer bezeichnet das
geistige Prinzip des Makrokosmos mit „Wille". Andere wieder stellen ein
„großes" und ein „kleines" Ich auf, denen ein großes und ein kleines
Bewußtsein entspricht, ein Über- (fälschlich „Unter"-) und ein begrenztes
„Tages"bewußtsein. Der Sinn aller dieser Bezeichnungen liegt darin, daß
im Menschen ein individuelles geistiges Prinzip wirksam ist, das dem Körper
immanent, aber auch ohne den physischen Körper existiert, das, da es nicht
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