Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 111
(PDF, 131 MB)
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Die Hauptaufgaben stellen aber gegenwärtig naturgemäß die Telepathie
und das Hellsehen, von letzterem allerdings bloß die Kückschau,
das Blicken in die Vergangenheit, nicht die Prophetie. Über die Telepathie
wäre in dem vorliegenden Zusammenhange nun folgendes zu sagen: Kein
Begriff des Okkultismus wird häufiger mißverstanden als der der Gedankenübertragung
. Unter Telepathie versteht die Wissenschaft, wie schon oben
gesagt, die außersinnliche Gedankenübertragung. Das Wort ist freilich noch
ziemlich jungen Datums. Bs stammt erst aus den Siebzigerjahren des
vorigen Jahrhunderts, wo der Amerikaner Brown plötzlich die Kunst zeigte,
die Gedanken eines anderen zu erraten. Das Bestreben selbst, in das
Gedankenfach eines Mitmenschen zu blicken, ist wohl so alt, als der homo
sapiens überhaupt besteht. Die „weiße" sowie die „schwarze Magie" aller
Zeiten hat sich mit dem Problem befaßt, d. h. es versuchten sowohl die
Priester mit Hilfe der Götter diese Fähigkeit zu zeigen, als auch die
Magier, die Zauberer, mit Hilfe der Dämonen. Sehr vielen gelang die
Aufgabe ohne jeden Zweifel, nur war es nicht mehr Telepathie im heutigen
wissenschaftlichen Sinne. Es hat nämlich schon damals eine echte und
eine falsche Telepathie gegeben. Man kann durch Tricks, durch Taschenspielerkunststücke
, z. B. durch Gebärde- und Mienenspiel, durch eine vereinbarte
Fragestellung und andere Mätzchen scheinbar tadellose Resultate
erzielen. Das ist aufgelegter, auf absichtliche Täuschung des Publikums
hinauslaufender Schwindel.

Anders steht die Sache, wenn man psychologische oder physiologische
Erfahrung zur Erreichung des gleichen äußeren Zieles anwendet, das heißt,
wenn man aus dem unwillkürlichen Verhalten des Führers — zur Telepathie
sind ja immer zwei Personen nötig: der Telepath und sein
Führer — die entsprechenden Schlüsse zieht. Freilich ist auch das nicht
echte Telepathie, sondern eben nur praktisch angewandte Psycho- und
Physiologie. Der Amerikaner Brown hat seine Karten ganz offen aufgezeigt
. Er sagte: Es gibt doch immer nur ein Vorwärts oder Rückwärts,
ein Ober oder Unten, ein Rechts oder Links. Schlägt der Telepath den
richtigen Weg ein und bleibt er plötzlich stehen, so drängt der Führer
weiter, während er unwillkürlich zögert, wenn man falsch geht. Übrigens
halfen sich diese Telepathen noch durch das Pulsfühlen, durch Auflegen
der Hand auf die Stirne des Führers, durch einen gemeinsam gehaltenen
Stab usw. Erst später entstand das sogenannte „kontaktlose" Gedanken-
erraten, welches aber im Wesen immer nur ein „Muskellesen" war, wie
dies die „offiziellen" Gelehrten nennen. Das Problem der eigentlichen
Telepathie wurde durch die Vertreter dieser Spezies nicht gelöst, obgleich
die Nachfolger Browns, z. B. Cumberland oder Nena, der Sache ein recht
mystisches Mäntelchen umhängten.

Verblüffender waren die Erfolge jener „Telepathen", welche bewe-


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