Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 114
(PDF, 131 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1921/0118
Seit dem Jahre 1796 hat Gall seine Lehre — zuerst in Privatvorlesungen
in Wien, wo er als Arzt tätig war — verkündet. Die damalige
Regierung verbot ihm — auf kaiserliche Anordnung — wiederholt die
Ausbreitung seiner Ideen, „da über diese Kopf lehre, von welcher mit
Enthusiasmus gesprochen wird, vielleicht manche ihren eigenen Kopf verlieren
dürften".

Andrerseits fehlte es nicht an mutigen Verteidigern Galls. So schrieb
der berühmte Hufeland: „Mit großem Vergnügen habe ich den würdigen
Mann selbst seine neue Lehre vortragen hören und bin völlig überzeugt
worden, daß er zu den merkwürdigsten Erscheinungen des achtzehnten
Jahrhunderts und seine Lehre zu den wichtigsten und kühnsten Fortschritten
im Eeiche der Naturforschung gehört".

Auch Goethe hat sich ernsthaft und intensiv mit der Galischen
Schädellehre beschäftigt. Im Weimarer Goethehaus befinden sich mehrere
Menschenschädel, an denen deutliche Merkmale Goethes über Untersuchungen
im Sinne Galls erkennbar sind. Auch aus hinterlassenen Briefen Goethes
geht hervor, daß er Galls Theorie anerkannte.

Eine direkte praktische und auch theoretische Unterstützung erhielt
Gall durch seinen späteren Mitarbeiter Dr. Johs. Kaspar Spurzheim, den
Gall in Wien kennen lernte.

Im Jahre 1805 bereisten Gall und Spurzheim Berlin, Potsdam, Leipzig,
Dresden, Halle, Weimar, Jena, Göttingen, Braunschweig, Hamburg, Kiel
und Kopenhagen, hielten vor den größten Denkern der Zeit Demonstrationsvorträge
, besuchten — mit behördlicher Erlaubnis — in Gegenwart hoher
Staatsbeamter die Gefängnisse von Berlin und Spandau, in denen sie Beweise
von der Zuverlässigkeit ihrer Lehre ablegten und „die Probe aufs
Exempel" machten.

Die wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungen wurden bei den
im Jahre 1806 gehaltenen Vorlesungen verwertet. Auf dieser zweiten
Eeise besuchten Gall und Spurzheim die Städte Bremen, Münster, Amsterdam,
Leyden, Frankfurt a. M., Heidelberg, Mannheim, Stuttgart und Freiburg.

Eine dritte Propaganda- und Forschungsreise führte die beiden Gelehrten
1807 nach Marburg, Würzburg, München, Augsburg, Ulm, Zürich,
Bern, Basel und nach Paris.

In den Jahren 1810—1819 veröffentlichten zunächst beide gemeinsam,
später Gall allein, die Ergebnisse der Forschungen in einem vielbändigen
Werke.1)

Spurzheim gab — vermutlich zuerst — der Lehre den Namen Phrenologie
, auf deutsch wörtlich: Lehre vom Verstand.
Gall starb als Arzt 1828 in Paris.

Zu den Anhängern der Galischen Lehre bezw. denjenigen, die seine

l) „Anatomie et physiologie du Systeme nerveux en general et'du^cerveau
en particulier".


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