Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 130
(PDF, 131 MB)
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Frau. Rasch hob er sie auf und wollte mit ihr die Treppe hinunter, doch
die Flammen schlugen ihm überall entgegen. Sollte er wirklich keinen
Ausweg mehr finden ? Die Verzweiflung verlieh ihm Riesenkräfte, und
indem er sich gegen die Tür eines verschlossenen Zimmers stemmte, gab
diese nach und krachend flogen die Flügeltüren auseinander. Nun brachte
er die Bewußtlose schnell in das rauchfreie Zimmer, wo er rasch einige
Gardinen herunterriß, zusammenknüpfte, die Frau daran befestigte, das
Fenster öffnete und sie dann über die Gesimse hob und hinunterließ. Schon
erfüllte auch der Rauch und die Glut des Feuers dieses Zimmer, aber es
gelang ihm rechtzeitig, sich auch hinunterzulassen. Kaum unten angekommen
, trug er seine Frau aus dem Bereich des brennenden Gebäudes,
als auch schon das ganze Gebäude zusammenstürzte.

Der Feuer griff immer mehr um sich und bald fielen aieh die Nebengebäude
rettungslos den Flammen zum Opfer. Die Inwohner mußten alle
trotz des strömenden Regens und der gefährlichen Blitzschläge in dem den
Palast umgebenden Park Zuflucht nehmen. Bei Eintreffen der nächstgelegenen
Feuerwehr war nichts mehr zu retten. Man brachte sämtliche
Bewohner des vernichteten Gebäudes in das nächste Dorf, wo man sie, so
gut es eben ging, unterbrachte.

Das war zu viel für den verwöhnten Mann. Der Schrecken, die ungewohnten
Anstrengungen, die Nässe der Kleider, alles trug dazu bei, daß
er, seine Familie und ein großer Teil seiner Dienerschaft am Morgen in
wilden Fieberphantasien lagen, Dank der aufopfernden Pflege, in der das
ganze Dorf wetteiferte, gelang es, einen Verlust an Menschenleben zu verhindern
und die Unglücklichen einer, wenn auch langsamen Genesung
zuzuführen.

Das Unglück und die Krankheit schienen den einst so viel beneideten
Besitzer vollständig verändert zu haben. Kaum genesen, dachte er nicht
mehr an sich. Unablässig war er für das Wohl seiner Familie, seiner
Dienerschaft und des ganzen Dorfes, das ihn in der Stunde der Not so
liebevoll aufgenommen und gepflegt hatte, tätig. Er leitete den Bau des
neuen Palastes, und wo es etwas zu tun gab, war er zur Stelle. Der ihm
erwachsene Schaden war nicht sehr bedeutend, der größte Teil war durch
Versicherung gedeckt, und außerdem besaß er noch ein so bedeutendes
Vermögen, daß es nicht nur zu dem vollständigen Wiederaufbau seines
Palastes, sondern auch zur Weiterführung seines früheren so genußsüchtigen
Lebens gereicht hätte. Merkwürdigerweise dachte der Mann nicht mehr
an Genuß, er schien nur mehr für andere zu leben. Seine unzufriedenen
Züge hellten sich wieder auf, die Gesundheit stellte sich wieder ein und
von seiner ganzen Umgebung wurde er nun wahrhaft geliebt und verehrt
Hatten die Heuchler ihm früher Bücklinge gemacht, um einige Brosamen
von seinem Reichtume zu erhaschen, so schätzten ihn jetzt die Menschen


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