Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 166
(PDF, 131 MB)
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Okkulte Botanik.

Von M. Lorenz. (Fortsetzung.)
Der Holunder oder schwarze Flieder,

Sambucus niger, ein Strauch, oft zum Baum hochgewachsen, den wohl
jedes Kind kennt. War doch der Schrecken aller Kindern immer der
Fliedertee, mit dem Mutter oder Kindermuhme ans Bettchen kam, wenn
Fieber oder das beliebte Zuvielessen einen Schüttelfrost hervorrief.

Der Holunder zählte schon in altgermanischen Zeiten zu den heiligen
Bäumen. Aus seinen Zweigen sang der weissagende Vogel; aus seinen
Blüten trugen die Immen den besten Honig zu Met und Bier.

Diese großen, weißen Blüten, zusammengesetzt aus tausend kleinen,
feinen Sternchen, haben einen starken, betäubenden Duft.

Tee aus diesen Blumen ist stark schweißtreibend, das Mus aus den
schwarzen, süßen und eigentümlich aromatisch schmeckenden Beeren
wird als Abführmittel, als Latwerge, auf Geschwüre und zu allerlei Pillen
und Salben gebraucht. Nebstbei nimmt man es in der Küche gern zum
Färben von Tunken und Säften aus andern Früchten, auch wird ein starker
Wein aus den Beeren gegohren.

Das Holz des Flieders wird mit der Zeit hohl, denn das schneeweiße
Mark trocknet im Alter ein. Aus frischen Zweigen werden Blasrohre
gemacht, aus dem weißen Mark wurden früher, ich kann mich erat darauf
besinnen, künstliche Blumen und Rauten gefertigt, die an Totenkränzen
und zu Grabschmuck verwendet wurden.

Der Holunder siedelt sich gern in alten, düstern Höfen, an Mauervorsprüngen
und selbst oben auf alten Türmen und Luginslands an.

Daß grade im Holunder Xaturgeäster gern ihr luftiges Wesen treiben,
ist erklärlich.

Die alten Germanen, so heißt es bei Hovorka und Kronfeld, benutzten
den Holunder bei Bestattung ihrer Leichen, damit er den Toten noch
Segen spende. Der Schreiner ging schweigend zum Hollerbusch und schnitt
eine Stange davon ab, um dem Verstorbnen damit Maß zu nehmen. Der
Kutscher aber, der die Leiche fuhr, hatte keine Peitsche, sondern einen
Holunderzweig zum Antreiben der Pferde. Die Hinterbliebenen legten dem
Toten einen Holunderzweig aufs Angesicht und pflanzten einen Hollerbusch
aufs Grab.

Bei den alten Preußen und im Baltenreiche war der Holunder heilig
und durfte nicht verletzt oder abgehauen werden. Mußte!! ihm aus irgend
welchen Gründen die Zweige gestutzt oder verschnitten werden, so ging
der Hausvater, dem der Baum gehörte, hin und bat ihn kniefällig um Verzeihung
, daß man der Not gehorchend sich an dem Heiligtum vergreifen
müsse.


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