Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 179
(PDF, 131 MB)
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kunstgerechten Beeinflussung fühlen zu lassen. Sonderbar, der sonst so
unnahbare Mann wurde nachgiebig und versprach eine ganz annehmbare
Gehaltsaufbesserung. Doch nicht lange genügte das dem Helden des persönlichen
Magnetismus, denn er wurde bald wieder beim Prinzipal vorstellig
und erhielt auch, wenn auch erst nach langem Kampfe, den Posten
eines zweiten Reisenden.

In dieser neuen Laufbahn bot sich dem jungen Kaufmanne erstaunlich
viel Gelegenheit, von seiner Macht Gebrauch zu machen, und daß er sie
ausgiebig benützte, zeigten die zahlreichen Bestellungen, die er seinem
Prinzipal zugehen ließ. Dieser wurde wohl etwas stutzig und dachte, das
könne doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Das „störende" Gewissen
wurde dadurch besänftigt, daß er sich sagte, was geht das mich an, wie
es dieser junge Mann fertig bringt, so viele Kunden zu gewinnen? Ich
mache mein Geschäft dabei, und solange die Leute die Bestellungen annehmen
und, was die Hauptsache ist, pünktlich bezahlen, soll mich die
Geschichte nicht weiter kümmern.

Mit dem immer mehr steigenden Verdienst wurden auch die Bedürfnisse
des jungen Reisenden immer größere, das fixe Gehalt mit den sehr
bedeutenden Spesen und Provisionen reichte bald nicht mehr aus, um dem
neugebackenen Lebemann alle erwünschten Genüsse zu verschaffen. Es
nahte der Fasching und mit ihm die Gelegenheit zu einer Menge Vergnügungen
; zu denen aber viel Geld gehörte. Bei Freunden schien trotz
des so oft erprobten Magnetismus nichts mehr zu holen, aber Geld mußte
er sich auf jeden Fall beschaffen, wozu hatte er die Kunst der persönlichen
Beeinflussung studiert? Er wußte, daß sein Prinzipal noch eine
Anzahl Rechnungen ausständig habe, die bald fällig wurden. Nach kurzer
Überlegung beschloß er, seinem Chef etwas von einer erbetenen Fristverlängerung
vorzugaukeln und dann das Geld einzukassieren, was ihm
auch gelang. Inzwischen war auch der Fasching gekommen und unser
Held stürzte sich „hinein ins volle Menschenleben." Er sagte sich: Warum
soll man sich, wenn man im Besitze der Geheimnisse des persönlichen
Magnetismus ist, keine Genüsse gönnen, hat man doch das Glück und den
Erfolg fest am Schöpfe und ist imstande, sich Geld fast nach Belieben zu
verschaffen. Was liegt daran, wenn es auch auf anderer Leute Kosten
geschieht.

Ich sah den Fasching vorübergehen und den Reisenden seine Tour
wieder beginnen. Er sagte sich, daß es höchste Zeit sei, die ohne Wissen
seines Prinzipals einkassierten Rechnungen zu bezahlen. Es war schlechtes
Wetter, der Boden so schlüpfrig, daß der junge Mann bald das Unglück
hatte, auf dem mangelhaften Pflaster auszugleiten und sich ein Bein zu
brechen. Er wurde sofort in das nächste Krankenhaus geschafft, aber die
Heilung dauerte lange; noch ehe er das Krankenhaus verlassen konnte,

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