Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 184
(PDF, 131 MB)
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das Gewitter drohten Bei jedem Blitzstrahl zuckte er zusammen und
bald stand ihm vor Angst der Schweiß auf der Stirne. Die Bäuerin war

ruhiger, sie kniete in einer Ecke, unverwandt [zu einem Marienbild aufblickend
, den Rosenkranz in den Händen. Die Kinder saßen bleich und
schweigsam auf der Ofenbank.

Schon nach einer Viertelstunde war das Gewitter, ohne irgendwelchen
Schaden angerichtet zu haben, vorüber und es fielen nur noch einzelne
Regentropfen zur Erde. Wie von schwerem Leid erlöst atmeten die Bewohner
des Dorfes auf, und unser Bauer war der erste, der hinauseilte,
um nach seinen Feldern zu sehen und sich nun erst recht daran zu erfreuen
, da sie unversehrt waren.

Da sagte mein freundlicher Lehrer: „Du hast die Angst und Besorgnis
der Leute gesehen, aber sage mir, wäre es nicht besser gewesen,
wenn sie sich nicht so aufgeregt hätten? Viele Menschen Huden keine
Ruhe, keinen Frieden und kein Glück, aus dem einfachen Grunde, weil
sie immer irgend ein Übel befürchten. Kaum ist eine Gefahr glücklich
tiberstanden, so beginnt schon die Sorge über eine nächste, die vielleicht
noch gar nicht existiert. Es wäre viel besser, wenn die Menschen der
Gefahr oder dem Unglück ruhiger ins Auge sehen würden, denn was
kommt, kann nicht immer aufgehalten werden, am allerwenigsten aber
durch Heulen, Greinen oder Fluchen. Ich sage dir, vieles, was die Leute
befürchten, kommt überhaupt gar nicht. Warum soll man sich also schon
im voraus über ein Unglück grämen und quälen, wenn es noch gar nicht
eingetroffen ist? Ist denn nicht das Unglück, wenn es wirklich kommt,
für sich allein schon Leid genug? Ist es denn nötig, daß man sich zu
dem Leid, das uns wirklich trifft, noch ein selbstveranlaßtes hinzufügt?"

„Bald wirst du wieder hineintreten ins volle Menschenleben. Siehst
du dann einen deiner Mitmenschen in Betrübnis, so suche ihn zu trösten,
und wenn du halbwegs offene Ohren findest, dann suche die Aufklärung
und das Wissen, das ich mich bemühe dir zu verschaffen, auch ihnen
zuteil werden zu lassen, so weit sie eben fähig und willig sind, dich zu
verstehen. Wenn sie dann deine Worte zu fassen vermögen und ihr
Leben dementsprechend einrichten, dann werden sie bald die günstige
Wirkung erfahren, und dankbaren Herzens werden sie deiner ihr Leben
lang gedenken, Siehe, es kostet dich vielleicht nur einige Worte, deinen
Mitmenschen aber können sie zu einer Quelle des Friedens und des
Glückes werden."

Ich folgte nun meinem Führer in einen schönen Park, der eine
reizende Villa umgab. Es herrschte friedliche Dämmerung. Bald gewahrte
ich hinter blühenden Sträuchern ein Liebespaar, das sich innig umschlungen
hielt.

Da sagte mein Führer: „Die Dichter haben das Glück der Liebe-


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