Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 216
(PDF, 131 MB)
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— 216 —

Unser Aimarä, wegen seiner merkwürdigen Gestalt das Pampahuanco
öder Gürteltier genannt, ging seiner täglichen Arbeit, wie immer schweigend,
nach und holte uns drunten vom Gletschersee das Wasser für den täglichen
Gebrauch. Unser sogenannter Mayordomo, der cholo Pedro, tat wie gewöhnlich
nichts und wärmte sich in den Strahlen der untergehenden Sonne,
während seine compafiera, die dicke Eloisa, die Masse zu den sopaipillas
knetete. Über den Zelten nahm der Himmel die stählerne Farbe an.
welche der Dämmerung in den großen Höhen jenes bolivianischen Hochgebirges
vorausgeht. Das Tagesgestirn war von den schwärzlichen Massen
des Gebirges, die den erstarrten Wellen eines sturmgepeitschten Meeres
glichen, wie verschlungen, und hinter uns lag in stumpfem Weiß das Kar
des Riesengletschers von Monte Blanco Jetzt, drei Stunden nach dem Abschiede
, verschwanden die Gestalten unserer Besucher hinter der verlassenen
Mine Paquitani. Rasch sank die Nacht herab und wir setzten uns zu dem
einfachen Mahle nieder, das, wie schon so oft, aus gedämpften Vizcachas in
Curry-Sauce bestand.

„Ja", sagte Pedro in irgend einer Gedankenverbindung, „man sollte
e.« nicht glauben, padron, welches Leben noch vor drei Jahren in Paquitani
herrschte, kurz bevor die Zinnester von einem zum andern Tag verschwanden.
Aber dann kehrte auch plötzlich die Stille ein, und nur der mozo Hoalapi,
aus dem Dorfe Quime unten im Tal, blieb als Hüter zurück. Ich selbst
ging, wie Sie wissen, padron, schon damals als Wächter hierher, nach dem
Aguila Plateau. Ich wohnte zu jener Zeit in dem rancho, der kurz nach
Ihrer Ankunft dem Brandstifter Thomas zum Opfer fiel. Drei Wochen
ungefähr hatte ich hier verbracht und ich schlief wie immer meinen tiefen
Schlaf, als es plötzlich draußen an der Tür kratzte. Ich öffnete sie, doch
nichts Auffälliges zeigte sich. So schlief ich ein, bis ein erneutes Geräusch
mich auffahren ließ. Wieder schaute ich hinaus; es war jedoch niemand
zu entdecken. Jetzt begann ich am ganzen Leibe zu zittern, denn ich
wußte, eine alma hatte mich besucht; die Seele eines armen Dahingeschiedenen
suchte in ihrer Todeseinsamkeit die Nähe eines Lebendigen."
— Pedro hatte uns wieder einmal eine seiner üblichen Geistergeschichten
erzählt, und meine Frau hatte wie immer ihn darauf hingewiesen, daß derartige
Geräusche wohl einem natürlichen Umstände ihre Entstehung verdankten
, daß vielleicht die kleinen braunen Nager mit dem Büchelschwanz,
die unsere Höhen bevölkerten, als Störenfriede zu betrachten seien. Ich
selbst hatte mir, eigentlich nach vergeblichen Bemühungen, abgeschworen,
den sonst aufgeweckten Burschen aufzuklären; ein Aufklärungsbestreben,
das ja jedem deutschen Naturforscher innewohnt. Aber diesmal konnte ich
es mir nicht verkneifen, Pedro gehörig zu necken und die Lösung bei seiner
Vorliebe für den Zuckerrohrschnaps zu beginnen. „Nein, padron", fuhr
der beleidigte Pedro fort, „ich war damals nüchtern, und gleich am nächsten


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