Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 218
(PDF, 131 MB)
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zugebracht hatten, hatten uns gelehrt, die nächtlichen Geräusche in der
Stille der Nacht zu scheiden. Wir erkannten das Tummeln der Hunde, das
Huschen der Füchse, das geschäftige Gebahren der kleinen Batten, das
Niedergehen von einzelnen Steinen oder ganzen Steinschlägen, den fernen
Donner über den tiefen Yungas, das Sausen der Lawinen und das Kalben
der Gletscher im See. Wir beide hatten, unabhängig voneinander, geglaubt
, daß zwei oder drei Reiter vorbei trabten, daß der Hufschlag in
allernächster Nähe erklang. Räumlich getrennt von uns hatte unsere
Dienerschaft im ersten Augenblick denselben Gedanken gehabt und einen
Überfall vermutet. Erst danach, als eine Erklärung fehlte, traten die almas
ins Spiel. Ich riet den Leuten, sich zu legen, während wir unser Lager
aufsauchten, zunächst noch erregt von dem Erlebnis, um aber dann nach
wenigen Minuten wiederum friedlich zu entschlummern. Klipp, klapp,
klipp, klapp, — was äffte uns? Wir fuhren wieder hoch, ergriffen die
Waffen, eilten in Pyjamas hinaus in die Nacht. Die kläffenden Hunde
waren kaum zu beruhigen, und — schon war das Geräusch verstummt.
Auch Pedro, Eloisa und das Pampahuanco waren wieder auf den Beinen
und zitterten und flüsterten: „almas, almas!"

An der Rückseite unslles Zeltes war der Hufschlag erklungen. Wir
suchten mit rasch entzündeten Laternen die Umgebung ab, ohne den geringsten
Erfolg. Pedro und ich, von WTolf gefolgt, stiegen den steilen Pfad
hinab bis zum See. Nichts war zu entdecken. Wir kehrten zurück. Erst
beim Grauen des Tages fanden wir nach den aufgeregten Stunden unseren
Schlummer. Am nächsten Morgen näherte sich Pedro meiner Frau und
sagte: „Glauben Sie nun an die almas, padrona?" Sie lachte: „Nein, aber
wir müssen es in der Tat ergründen, wo die Ursachen dieses merkwürdigen
Spuks zu suchen sind.

Ein arbeitsamer Tag war wieder vergangen, als am Nachmittage die
längst schon erwartete Llama-Herde mit Gemüsen, Fleisch und taquia, den
traurige Melodien blasendenFührer an der Spitze, bei uns eintrafen. Er
überreichte uns die Post und wir fragten ihn nach den Neuigkeiten im
Tal. „0, taita, gestern ist der Intendent gleich hinter Quime, auf dem
steilen Wege nach Inquisiye, von Banditen ermordet worden. Sie wurden
aus dem Hinterhalt erschossen. Die Leute, die am Ausgang des Dorfes
wohnen, hörten die Schüsse, doch als sie sich herauswagten, waren die
Mörder verschwunden und kein Leben mehr in den Erschossenen zu entdecken
. „Wann geschah die Tat?" — „In der verflossenen Nacht zwischen
elf und zwölf!"

Pedro blickte uns fragend an und — wir schwiegen.


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