Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
15.1921/22
Seite: 246
(PDF, 131 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1921/0250
S. Schertel in München beschäftigte sich mit der durch die Leuchtpilze
veranlaßten Mythen- und Sagenbildung. Im „Beowulf" (Erwähnung des
Feuers im Grindelsumpf), im Sanskritwerk „Vetala panchavinsati" (der
brennende Sirisbaum), in Dantes „Paradies" (30. Gesang, 61 bis 69), in
der Nereidensage (Mära), im Agnimythus (Eig. X 30, „Wasderkind, das
ohne Brennholz in den Wassern leuchtet") u. s. w., finden sich Hinweise
auf Erscheinungen, welche nur von echten Leuchtpilzen oder von Leuchtbakterien
herrühren konnten. Die Verehrung der Buche als Lichtbaum
dürfte nicht zum wenigsten darauf zurückzuführen sein, daß sie mit Vorliebe
von Teufelskrallenschwamin bewohnt wird, dessen leuchtende Hyphen-
fäden das Gewebe bis zu den Wurzeln hinab durchsetzen. Mit den Sehlag-
ruten und Zauberstäben, Wünschelruten, Alraunwurzeln, Johannis- und Springwurzeln
, mit der goldenen Rute in der Odyssee, dem goldenen Pfeile des
Abaris, den Wurfgeschossen der B^ldur- (Teil-) und Apollo-Sagen verbinden
sich sowohl in der Hauptsache Erinnerungen an eine uralte (durch Pilze)
leuchtende Wurzel, der wir als Baraswurzel schon bei Flavius Josephus
begegnen. Dieser Baraswurzel wurde bereits die Eigenschaft, bei Nacht
einen Schein von sich zu geben, Schätze zu finden, Mauern zu sprengen
(Beobachtung der felsenspaitenden Wirkung des Dickenwachstums) und
sonstiges Zauberhafte zugesprochen. Allen vorgenannten Zaubermitteln
haftet eine Luminiszenz-Erscheinung an: erst aus sich leuchtend, werden
sie später als goldschimmernd geschildert, und als die Stäbe noch später
von einfachem Holz hergestellt wurden, holte man die wirksamsten von
Pflanzen, die — ein auffälliger Zusammenhang — gern von Leuehtpilzen
befallen werden. Auch sprachlich ist die Erinnerung an den einfachsten
Ursprung in „Feuerrute", „Brandrute" festgehalten. An dem Prometheug-
und Matarisvan-Mythus mögen die Leuchipilze gleichfalls nicht ohne Anteil
sein. Die Absonderlichkeit der von Agaricineen und anderen phosphoreszierenden
Pilzen ergriffenen Bäume, zu leuchten, ohne zu verbrennen, macht
es erklärlich, daß diese als Söhne des vom Himmel herabzuckenden Feuer-
und Wassergottes Agin verehrt wurden (Satapatha Brahmana), und nachdem
es Matarisvan gelungen war, den im Felsen verschwundenen Agin durch
Schlangen in Funkenform hervorzulocken, lag der Versuch nahe, ihn auch
aus den anscheinend glühenden Baumstämmen vermittelst Schürfens und
Reibens (Erhitzung) herauszuzwingen. Die Arani, die indische Wünschelrute
, steht im Bigveda in enger Beziehung zur Feuererzeugung. Aufzuführen
wären noch unsere Schatzgräbersage und viele darauf bezügliche
Märchen. Das „Blühen des Schatzes", die glühenden Kohlen, die nicht
sengten, die Gold bergenden Gänge und Gewölbe, welche ohne eine erkennbare
Lichtquelle leuchteten, und sonstige mit Schätzen in Zusammenhang
gebrachte Luminiszenz-Erscheinungen deuten klar auf ein geheimnisvolle»
Licht hin, welches neben den Lampyriden nur den Leuchtpilzen eigen ist.


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